- Magnesiumchlorīd
Magnesiumchlorīd (Chlormagnesium) MgCl2 findet sich in Verbindung mit Chlorkalium als Carnallit, mit Chlorcalcium als Tachydrit in den Staßfurter Abraumsalzen, gelöst im Meerwasser, in Mineralquellen und Salzsolen; es entsteht beim Verbrennen von Magnesium in Chlor, beim Erhitzen von Magnesia mit Kohle in Chlor, beim Entwässern des wasserhaltigen Salzes in Chlorwasserstoffgas und beim Glühen von wasserfreiem Ammoniummagnesiumchlorid. Zur technischen Darstellung mischt man heiße konzentrierte Lösung von M. mit 50 Proz. wasserfreiem M., läßt erkalten, erhitzt die Masse auf 400° und zuletzt in einem Strome getrockneter Luft. M. bildet farblose Kristallblätter vom spez. Gew. 2,177, schmilzt bei 708° und bildet dann seine wasserhelle, leicht bewegliche Flüssigkeit, die sich mit Spuren von Feuchtigkeit in Chlorwasserstoff und Magnesiumoxyd zersetzt und an der Luft raucht, es läßt sich bei Rotglut im Wasserstoffstrom destillieren, ist sehr zerfließlich, in 0,25 Teilen Wasser unter starker Erhitzung leicht löslich und bildet beim Erhitzen mit Braunstein Chlor. Eine Lösung von M. entsteht beim Behandeln von Magnesia oder kohlensaurer Magnesia mit Salzsäure; sie bildet (schwierig zu erhaltende) große farblose Kristalle von MgCl2+6H2O vom spez. Gew. 1,56–1,65, die scharf bitter schmecken, an feuchter Luft zerfließen, sehr leicht in Wasser, auch in Alkohol löslich sind und schon bei 105° Chlorwasserstoff verlieren, so daß das Salz durch Erhitzen nicht ohne Zersetzung entwässert werden kann. Bei 119° ist es vollständig geschmolzen. Eine 30 proz. Lösung von M. erstarrt beim Anrühren mit dichter gebrannter Magnesia zu einer festen Masse (Sorelscher Zement). In der Technik erhält man M. als Nebenprodukt besonders als Endlauge bei Verarbeitung der Staßfurter Abraumsalze. Die Lauge wird verdampft, bis sie beim Erkalten erstarrt (MgCl2+6H2O), oder noch weiter (geschmolzenes M., mit amorphem Bruch). Kaliummagnesiumchlorid KMgCl3+6H2O findet sich in der Natur als Carnallit (s. d.), kristallisiert aus der Mutterlauge der Salzsolen und des Meerwassers in der Kälte, zersetzt sich an feuchter Luft, indem Chlormagnesium abfließt, und aus der Lösung in heißem Wasser kristallisiert Chlorkalium. Man benutzt M. zum Schlichten von Baumwolle, um diese infolge der Hygroskopizität des Salzes weich zu erhalten, ferner um Holz und Gewebe schwer verbrennlich zu machen, zur Konservierung von Eisenbahnschwellen, zum Reinigen und Scheiden des Runkelrübensaftes, zur Darstellung von Chlorbaryum, zum chlorierenden Rösten von Pyrit- und Kupferkiesabbränden, zur Darstellung von Magnesiazement (Sorelscher Zement), Magnesium, Chlor und Chlorwasserstoffsäure, zum Besprengen von Straßen, um sie staubfrei zu erhalten, als Feuerlöschmittel, zum Karbonisieren der Wolle, zum Füllen von Gasuhren, als Wärmeträger bei Zentralheizungen (Tekterion), zur Desinfektion, zur Reinigung von Abfallwässern etc.; Carnallit wird auf Kalisalze verarbeitet. Die Menge des bei der Verarbeitung der Staßfurter Abraumsalze entfallenden Magnesiumchlorids wird auf 186,000–350,000 Ton. im Jahre geschätzt. Die Lauge fließt großenteils in die Bode und mit dieser in die Saale. Hergestellt wurden 1893 nur 12,764 Ton.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.