- Levetzow
Levetzow, 1) Ulrike, Freifräulein von, bekannt durch ihre Beziehungen zu Goethe, geb. 4. Febr. 1804 in Leipzig, gest. 13. Nov. 1899 auf ihrem Gut Trziblitz unfern Leitmeritz in Böhmen, machte Goethes Bekanntschaft im Juni 1822 und erfüllte bei erneuter Begegnung im Sommer 1823 zu Karlsbad und Marienbad des Dichters Herz mit solcher Leidenschaft, daß der 74jährige trotz des Altersunterschiedes der Hoffnung auf dauernde Verbindung Raum gab. Auf Ulrike bezieht sich Goethes ergreifend-tiefes Gedicht »Trilogie der Leidenschaft«. Ihre eignen Erinnerungen veröffentlichte Sauer in der Zeitschrift »Deutsche Arbeit« (Januar 1904). Vgl. Suphan im »Goethe-Jahrbuch«, Bd. 21 (1900); Kirschner, Erinnerungen an Goethes Ulrike und an die Familie von Levetzow-Rauch (Aussig 1904).
2) Albert Erdmann Karl Gerhard von, Präsident des deutschen Reichstags, geb. 12. Sept. 1827 in Gossow bei Königsberg in der Neumark, gest. 12. Aug. 1903, studierte die Rechte, unternahm größere Reisen, trat 1856 als Regierungsassessor in den preußischen Staatsverwaltungsdienst ein, schied aber 1860 aus und bewirtschaftete sein Gut Gossow. L. ward Kreisdeputierter, befehligte 1866 eine Landwehreskadron im Kriege gegen Österreich, wurde 1867 Landrat seines heimatlichen Kreises Königsberg i. d. N. und 1. Jan. 1876 Landesdirektor der Provinz Brandenburg sowie Mitglied des brandenburgischen Provinzial- und des neumärkischen Kommunallandtags sowie des Staatsrats und 1890 des Herrenhauses und präsidierte 1880 und 1881 der brandenburgischen Provinzialsynode. 1867–71, 1877–84 und seit 1887 Mitglied des Reichstags, gehörte er der deutsch-konservativen Partei an und war 1881–84 sowie von 1888–95 dessen erster Präsident; die Ablehnung seines Antrags, Bismarck zu seinem 80. Geburtstag im Namen des Reichstags zu beglückwünschen, veranlaßte ihn 23. März 1895 zum Rücktritt. 1896 legte L., seit 1892 Wirklicher Geheimer Rat, auch sein Amt als Landesdirektor der Provinz Brandenburg nieder und übernahm 1897 die Führung der konservativen Partei im Reichstag, verzichtete aber 1903 auf eine Kandidatur.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.