- Lamoricière
Lamoricière (spr. -rißjǟr'), Christophe Leon Louis Juchault de, franz. General, geb. 5. Febr. 1806 in Nantes, gest. 10. Sept. 1865, trat in das Geniekorps. Beim Ausbruch der Revolution von 1830 wurde er als Leutnant zur Armee von Algerien versetzt. Er ward 1840 Gouverneur der Provinz Oran, befehligte die siegreichen Expeditionen 1842 nach Maskara und 1844 nach Marokko und wurde während Bugeauds Abwesenheit in Frankreich 1845 zum provisorischen Generalgouverneur von Algerien und infolge der Expedition nach Tlemsen im Oktober 1846 zum Generalleutnant ernannt. In die Kammer gewählt, schloß er sich der dynastischen Opposition an. Ende 1846 ging er zum drittenmal nach Algerien und nahm 1847 teil an der Expedition gegen Abd el Kader, der sich ihm 22. Dez. als Gefangener ergab. 1848 Oberbefehlshaber der Nationalgarde, ward L. zugleich Mitglied der Nationalversammlung, wo er sich zu der Partei Cavaignacs hielt. Beim Juniaufstand 1848 kommandierte er den Angriff gegen die Barrikaden des Bastilleplatzes und des Faubourg St.-Antoine. Unter der Administration Cavaignacs ward er Kriegsminister und blieb es bis 20. Dez. 1848. Beim Staatsstreich 2. Dez. 1851 ward er verhaftet und über die Grenze gebracht. Seitdem hielt er sich in Deutschland, Belgien und England auf, bis er 1857 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frankreich erhielt. Am 7. April 1860 zum Kommandeur der päpstlichen Armee ernannt, trat er der beginnenden Insurrektion im Kirchenstaat zwar energisch entgegen, verlor aber 18. Sept. gegen den sardinischen General Cialdini die Schlacht bei Castelfidardo und mußte 29. Sept. die Festung Ancona übergeben. Er zog sich nun in das Privatleben zurück. Vgl. Keller, Le général de L., sa vie militaire, politique et religieuse (Par. 1873, 2 Bde.; neue Ausg. 1891); Rastoul, Le général de L. (das. 1894); Flornoy, Lamoricière (das. 1903, in der Sammlung »Les grands hommes de l'Église au XIX. siècle«)
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.