- Kaleidoskōp
Kaleidoskōp (griech., »Schönbildseher«), ein von Brewster 1817 angegebenes Instrument, besteht aus zwei ebenen rechteckigen Spiegeln, die unter einem beliebigen Winkel, gewöhnlich einem solchen von 30 oder 60°, und mit einander zugewendeten Spiegelflächen aneinander stoßen und in dieser Lage in einer innen geschwärzten Röhre befestigt sind. Man benutzt in der Regel 12–16 cm lange Spiegel. Die Röhre ist an dem einen Ende mit einer Scheibe, in der sich ein kleines Loch zum Durchsehen befindet, und an dem andern mit zwei Glasscheiben verschlossen, die etwa 2 mm voneinander abstehen und eine Kapsel bilden, in die man kleine Splitter gefärbten Glases, kleine Federspitzchen, Samenkörnchen u. dgl. bringt; die äußere Glasscheibe ist matt geschliffen. Sieht man nun durch das kleine Loch, indem man das andre Ende des Kaleidoskops gegen das Tageslicht kehrt, so erblickt man bei jeder Lage die Körperchen zu regelmäßigen Sternen geordnet. Beim Drehen des Instruments verändert sich sogleich die Lage der Objekte, und man erhält ein durchaus verschiedenes Bild. Der Reichtum der Gestalten, die auf diese Weise erzeugt werden können, ist unerschöpflich (daher auch Myriomorphoskop) und das K. deshalb ein sehr beliebtes Spielwerk. Die Entstehung der Bilder gründet sich darauf, daß zwischen zwei geneigten Spiegeln ein Körper in jedem ein Bild gibt, das hinter dem einen Spiegel und vor dem andern liegt und folglich auf letztern wie ein wahrer Gegenstand einwirkt. Daraus folgt in diesem Spiegel ein zweites Bild, das in dem ersten ein drittes Bild geben kann, u. s. s. Fügt man drei Spiegel so aneinander, daß ein hohles Prisma mit spiegelnden Innenflächen entsteht, und bildet daraus ein K., so erhält man statt des kreisförmigen Gesichtsfeldes eine ausgedehnte Ebene, und diese ist nur durch die Schwächung der äußern Bilder begrenzt, die diese vermöge des Lichtverlustes erleiden, den die wiederholte Spiegelung verursacht. Bildet der Querschnitt des Prismas in diesem Triangularkaleidoskop ein gleichseitiges Dreieck, so sieht man das Gesichtsfeld in lauter gleichseitige Dreiecke geteilt; bildet der Querschnitt dagegen ein gleichschenkelig-rechtwinkliges Dreieck, so erblickt man auf dem Gesichtsfeld lauter Quadrate etc. Das K. war für technische Zwecke, besonders zum Entwerfen von Mustern, bestimmt; die ewige Wiederholung von Sternen ermüdet indessen, und man benutzt daher besser Emsmanns Typoskop. Dies besteht aus einem gewöhnlichen K. von etwa 13 cm Länge und 3,25 cm Durchmesser, das an seinem Okularende offen bleibt und noch ein das Rohr umfassendes und an demselben verschiebbares und drehbares Auszugsrohr von 15–20 cm Länge erhält. Letzteres schließt an die Kaleidoskopröhre an, erweitert sich nach dem Okularende und nimmt dort ein polyedrisches Glas (weiß, blau oder gelb) in einer etwa 5 cm betragenden Entfernung von der dem Auge zugewendeten Öffnung auf. Dieses Instrument bietet eine überraschende Mannigfaltigkeit von den einfachsten bis zu den zusammengesetztesten Mustern, und es läßt sich dabei sofort übersehen, welchen Eindruck das Muster in der Zusammenstellung machen wird. Durch Drehung des Kaleidoskops oder des polyedrischen Glases sowie durch Verschiebung der zweiten Röhre kann man die Zusammenstellung der einzelnen Bilder einigermaßen abändern, ohne die Bilder selbst zu stören, so daß man über deren vorteilhafteste Anwendung sofort ein Urteil gewinnt. Für den praktischen Gebrauch empfehlen sich zu demselben polyedrischen Glas Kaleidoskope von 60, 45 und 36°; auch wechselt man vorteilhaft das polyedrische Glas und richtet die Kapsel so ein, daß man die Objekte beliebig ändern kann. Ganz ähnliche Bilder wie mit dem beschriebenen K. erhält man auch durch zwei Spiegel, die an einer Seite zusammenstoßen und auf eine ebene Fläche gestellt werden. Legt man zwischen beide irgend einen Gegenstand, z. B. einen irgendwie verschlungenen Seidenfaden oder ein Blatt Papier mit einer darauf gezeichneten verschnörkelten Linie, so erblickt man ein vollkommen regelmäßiges Bild nach den eben angegebenen Gesetzen, indem sich die Linie oder der Gegenstand zwischen den Spiegeln so oft aneinander reiht, als der Winkel, den die Spiegel miteinander bilden, in 360 enthalten ist. Dieser, von Debus 1860 angegebene Apparat, Debuskop (Karloskop, Episkop), gestattet, den Spiegeln jede beliebige Stellung zu geben und die Bilder fortwährend willkürlich zu verändern, aber auch beliebig festzuhalten. Man findet ihn in Tapisseriegeschäften, die mit demselben zeigen, welchen Eindruck »angefangene« Stickereien nach der Vollendung machen werden. Rupprecht in Nürnberg hat ein zum Nachzeichnen der Figuren geeignetes K. (Ideador) angegeben. Über das Chromatoskop s. d. Als Vorläufer des Kaleidoskops lassen sich die Winkelspiegel Portas um 1560 und die alten Spiegelbücher ansehen. Vgl. Brewster, Treatise on the Kaleidoscope (2. Aufl., Lond. 1858).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.