Hormayr

Hormayr

Hormayr, Joseph, Freiherr von, österreich. Historiograph, geb. 20. Jan. 1782 in Innsbruck, gest. 5. Okt. 1848 in München, Enkel des Tiroler Kanzlers Freiherrn Joseph von H. (geb. 1705, gest. 1779), studierte in Innsbruck die Rechte, trat 1797 in den Justizdienst und diente 1799 und 1800 in der Tiroler Landwehr. 1802 ward er zu Wien im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten angestellt, 1803 mit der Direktion des Geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchivs betraut. 1805 begleitete er den Fürsten Liechtenstein auf den Friedenskongreß zu Preßburg. Während des Tiroler Aufstandes 1809, den er im Gefolge seines Gönners, des Erzherzogs Johann, mit vorbereiten half, war er Hofkommissar in Tirol. In seinen frühern Wirkungskreis zurückgekehrt, widmete sich H. historischen Arbeiten, wurde aber infolge seiner Teilnahme an den Vorbereitungen zu einem neuen Aufstand in Tirol auf Veranlassung Metternichs 7. März 1813 plötzlich verhaftet und nach Munkacs abgeführt, wo er 13 Monate in milder Hast gehalten wurde. 1816 wurde H. vom Kaiser zum Historiographen des Reiches und des kaiserlichen Hauses ernannt. Da er aber Metternich wegen seiner Verhaftung unversöhnlich haßte, folgte er 1828 einem Rufe des Königs Ludwig I. von Bayern nach München, wo er als Ministerialrat im Departement des Äußern angestellt wurde. Seine geschichtlichen Arbeiten sind von dieser Zeit an von Wichtigkeit, vor allen die »Lebensbilder aus dem Befreiungskrieg« (2. Aufl., Jena 1845, 3 Bde.) sowie die »Anemonen aus dem Tagebuch eines alten Pilgermannes« (Jena 1845–1847, 4 Bde.). 1832 wurde H. bayrischer Ministerresident in Hannover und 1837 bei den Hansestädten in Bremen, wo er mit Duckwitz 1840 »Fragmente über Deutschlands, insonderheit Bayerns Welthandel« veröffentlichte. Seit 1846 lebte er in München als Vorstand des Reichsarchivs. Von seinen Schriften (mehr als 170 Bände) nennen wir noch: »Kritisch-diplomatische Beiträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter« (Innsbr. 1802–1803, 2 Bde.; neue Aufl., Wien 1805); »Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tirol« (Tübing. 1806–1808, 2 Bde.); »Österreichischer Plutarch, oder Leben und Bildnisse aller Regenten des österreichischen Kaiserstaates« (Wien 1807–20, 20 Bde.); »Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst« (das. 1810–28, 18 Bde.); »Taschenbuch für vaterländische Geschichte« (das. 1811–48, 38 Bde.); »Das Heer von Innerösterreich im Kriege von 1809« (Altenb. 1817; 2. Aufl., Leipz. 1848, Diktat des Erzherzogs Johann); »Geschichte Andreas Hofers« (das. 1811), deren zweite Auflage u. d. T.: »Das Land Tirol und der Tiroler Krieg von 1809« (das. 1845, 2 Bde.) erschien; ferner: »Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit, vom Tode Friedrichs d. Gr. bis zum zweiten Pariser Frieden« (Wien 1817–19, 3 Bde.; 2. Aufl. 1831); »Wien, seine Geschichte und Denkwürdigkeiten« (das. 1823–24, 5 Bde.); »Kleine historische Schriften und Gedächtnisreden« (Münch. 1832); »Die goldene Chronik von Hohenschwangau« (das. 1842). Vgl. Krones, Aus Österreichs stillen und bewegten Jahren 1810–1812 und 1813–1815 (zweiter Teil: Hormayrs Lebensgang bis 1816 und dessen Briefe an den Erzherzog Johann, Innsbr. 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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