Hochäcker

Hochäcker

Hochäcker (Heidenäcker, Heidenbeete, Heidenstränge, Bifange, Hochbifange), die in tiefen Furchen und dazwischen liegenden hohen, 3–5, manchmal sogar bis 20 m breiten Ackerstreifen bestehenden Spuren des Ackerbaues vor- und frühgeschichtlicher, aber auch geschichtlicher Völker, die man auf Bergabhängen und Ebenen, oft von tausendjährigen Urwäldern oder am Meeresufer von der Flut bedeckt, antrifft. Sie sind besonders in Skandinavien, England, Deutschland und Nordamerika untersucht worden; überall gibt sich die Bedeutung der Furchen als Ackerfurchen dadurch zu erkennen, daß sie an geneigten Flächen so angelegt sind, um das überflüssige Regenwasser abzuleiten. In Schottland nennt man sie Elfenfurchen, und die Volkssage erklärt ihr Vorkommen an heute nur noch zur Viehweide dienenden Bergen durch ein päpstliches Interdikt, das die Felder der Ebene getroffen und die Leute gezwungen habe, die Höhen zu beackern; in Südschweden schreibt man sie einer längst ausgestorbenen Urbevölkerung zu, den sogen. Hackern, die sich zur Bodenbearbeitung eines Fichtenstammes mit zugespitztem Astansatz bedient haben sollen. Anscheinend wurden vor Erfindung des Pfluges auch Hirschgeweihe, denen alle Zinken bis auf eine genommen waren, und Steinhacken zur Lockerung des Bodens benutzt. In Deutschland erregte das Vorhandensein solcher seit Menschengedenken nicht mehr beackerten Felder bereits um 1172 die Aufmerksamkeit des Geschichtsforschers Helmold. In Nordamerika findet man Ackerstreifen, die ca. 1,25 m breite Beete zwischen den Furchen bilden und eine höhere Stufe des Ackerbaues in vorgeschichtlichen Zeiten bezeugen, als sie die jetzigen Indianer mit ihren »Kornhügeln« besaßen. Bei der Beurteilung derartiger alter Ackerspuren ist indessen Vorsicht nötig, da aus frühern Kriegen, namentlich aus dem Dreißigjährigen, zahlreiche Dorfstätten verwüstet liegen geblieben sind und sich zum Teil neu bewaldet haben, was zu Verwechselungen mit echt vorgeschichtlichen Hochäckern führt. Nach neuern Untersuchungen sind viele der süddeutschen H. mindestens nachrömisch, nach Kurtz gehören manche als Ackerland sogar noch dem 18. Jahrh. an. Vgl. J. Ranke, Über H. (Münch. 1893); Wetzel in den »Württembergischen Vierteljahrsheften für Landesgeschichte«, 1897; Kurtz in den »Blättern des Schwäbischen Albvereins«, 1899.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hochäcker — Hochäcker, aus vorgeschichtlicher Zeit stammende Ackeranlagen, langgestreckte, 1,50 bis 2,50 m breite, oft ziemlich erhöhte Ackerstreifen, die durch tiefe Wasserfurchen voneinander getrennt sind (bes. in Deutschland, England, Skandinavien und… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hochacker — Wölbäcker, auch Hochäcker oder Ackerhochbeete genannt, entstanden bis ins Mittelalter durch die Verwendung nicht wendbarer Pflugscharen. Die eisernen Pflüge wurden von Ochsen oder Pferden gezogen. Sie konnten die Ackerkrume nur in eine Richtung… …   Deutsch Wikipedia

  • Stiegelburg — Burggraben; nördlich davon (rechts) die Burgstelle Burgentyp …   Deutsch Wikipedia

  • Neufarn — Gemeinde Vaterstetten Koordinaten: 48°& …   Deutsch Wikipedia

  • Ackerhochbeet — Wölbäcker, auch Hochäcker oder Ackerhochbeete genannt, entstanden bis ins Mittelalter durch die Verwendung nicht wendbarer Pflugscharen. Die eisernen Pflüge wurden von Ochsen oder Pferden gezogen. Sie konnten die Ackerkrume nur in eine Richtung… …   Deutsch Wikipedia

  • Buxheim (Schwaben) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Grubmühl (Gauting) — Grubmühl ist eine Einöde an der Würm in der Nähe von Gauting im Landkreis Starnberg. Kolk im Grubmühler Feld …   Deutsch Wikipedia

  • Grubmühler Feld — Grubmühl ist eine Einöde an der Würm in der Nähe von Gauting im Landkreis Starnberg. Kolk im Grubmühler Feld Grubmühle, Zustand 2008 Die Gegend um die Grubmühle hat eine Besiedlungs …   Deutsch Wikipedia

  • Götting — aus Südosten (2008) Götting ist ein Ortsteil der Marktgemeinde Bruckmühl im Landkreis Rosenheim in Oberbayern. Götting liegt auf einer Höhe von 498,9 m ü. NN und hat eine Fläche von 1.267 Hektar, die Einwohnerzahl beträgt 1.600 (Stand: 1. Januar… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Ranke — Heinrich von Ranke (aus Julius Pagels Biographischem Lexikon hervorragender Ärzte, 1901) Heinrich Israel Ranke, seit 1891 Ritter von Ranke (* 8. Mai 1830 in Rückersdorf (Mittelfranken); † 13. Mai 1909 in München), war ein deutscher …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”