Henoch [1]

Henoch [1]

Henoch (Enoch, hebr., Chanoch, vielleicht »der Eingeweihte, Kundige«), 1) ältester Sohn Kains, 1. Mos. 4, 17; Sohn Midians, 1. Mos. 25, 4; ältester Sohn Rubens', 1. Mos. 46, 9; 2. Mos. 6, 14.

2) Vater Methuschelachs (Methusalems, 1. Mos. 5,18 ff.), wurde wegen seiner Frömmigkeit, 365 Jahre alt, in den Himmel entrückt. Diese Zahl und das wunderbare Lebensende Henochs weisen vielleicht auf mythologische Grundlage hin; auch von dem babylonischen Noah wird die Entrückung zu den Göttern erzählt. In der spätern Tradition erscheint H., den die Araber Idris nennen, nicht nur als Erfinder der Buchstabenschrift, der Rechenkunst und der Astronomie, sondern auch als erster Schriftsteller, besonders als Verfasser eines apokalyptischen Buches. Dieses Buch H. stammt in seinen ältesten Teilen vermutlich aus der Zeit des Hasmonäerfürsten Johannes Hyrkan (110 v. Chr.), während die jüngern bis in die christliche Zeit hineinreichen. Es schildert die überirdischen Wanderungen Henochs und die ihm gewordenen Offenbarungen über die Zukunft Israels und der Menschheit. Das Buch, das vielleicht schon im Neuen Testament (Judasbrief) und von den Kirchenvätern benutzt ist, hat große Bedeutung für die Erforschung der jüdischen Theologie in der Zeit der Entstehung des Christentums. Der ursprüngliche hebräische oder aramäische Text ist verloren gegangen, doch brachte der Afrikareisende Bruce 1773 eine äthiopische Übersetzung aus Abessinien nach Europa, die 1838 von Lawrence, 1851 von Dillmann (dazu 1853 deutsche Übersetzung mit Kommentar) herausgegeben wurde. Die in Giseh in Oberägypten gefundenen Bruchstücke einer griechischen Übersetzung wurden 1892 von Bouriant und Lods veröffentlicht. Die neuesten Ausgaben lieferten Charles (engl., Oxf. 1893), Beer (deutsch, in den von Kautzsch herausgegebenen »Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments«, Bd. 2, Tübingen 1900) und Flemming (griech. u. deutsch, Leipz. 1901). Den äthiopischen Text gab zuletzt Flemming (Leipz. 1902, mit Einleitung und Kommentar) heraus. Das von Morfill und Charles (Oxf. 1896) und Bonwetsch (Berl. 1896) aus dem Slawischen übersetzte Buch der Geheimnisse Henochs ist vom äthiopischen H. abhängig und wohl im ersten vorchristlichen Jahrhundert entstanden. Vgl. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Christi, Bd. 3 (3. Aufl., Leipz. 1898); Bousset, Die Religion des Judentums im neutestamentlichen Zeitalter (Berl. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Henoch [2] — Henoch, Eduard, Arzt, geb. 16. Juli 1820 zu Berlin, 1850 93 Prof. das., jetzt in Meran im Ruhestand lebend; schrieb: »Klinik der Unterleibskrankheiten« (3. Aufl. 1863), »Vorlesungen über Kinderkrankheiten« (11. Aufl. 1903) …   Kleines Konversations-Lexikon

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