Gontscharów

Gontscharów

Gontscharów, Iwan Alexandrowitsch, einer der bedeutendsten russ. Romanschriftsteller, geb. 18. (6.) Juni 1813 in Simbirsk als Sohn eines einfachen Kaufmanns, gest. 27. (15.) Sept. 1891 in Petersburg, besuchte bis zu seinem zwölften Jahr eine von einem Geistlichen an der Wolga auf dem Gute der Fürstin Cholmskij eingerichtete Schule. Darauf zur weitern Ausbildung nach Moskau gebracht, bezog er 1831 die dortige Universität, absolvierte 1835 in der historisch-philologischen Fakultät den vollen Lehrkursus und erhielt bald darauf in Petersburg eine Anstellung im Finanzministerium. 1852 machte er mit dem Vizeadmiral Grafen E. Putjatin als dessen Sekretär eine Reise um die Erde, deren Ziel in der Eröffnung neuer Handelsbeziehungen mit Japan lag. Nach der Rückkehr nach Petersburg trat er wieder in das Finanzministerium, ging aber in die Oberpostverwaltung über, wo er bis 1873 als Zensor fungierte. In den 60 er Jahren war er eine Zeitlang Redakteur der offiziellen »Nordischen Post«. Die russische Literatur besitzt von G. drei größere Romane: »Eine alltägliche Geschichte« (1847 u. 1858; deutsch, Stuttg. 1884), »Oblomow« (1858 u. ö., 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1868 u. Berl. 1885) und »Der Absturz« (»Obryv«, 1870, 2 Bde.; deutsch in Reclams Universal-Bibliothek), sowie die originelle Beschreibung seiner Reise: »Die Fregatte Pallas« (1858, 2. Aufl. 1862). Außerdem veröffentlichte er die vier Essays: »Ein literarischer Abend«, »Eine Million Qualen«, »Bemerkungen über die Persönlichkeit Belinskijs« und »Besser spät als nie«, die 1881 zusammen u. d. T. »Vier Skizzen« erschienen. In allen Werken bewährt sich G. als ein vorzüglicher, kunstvoller Erzähler, dessen Schilderungen ebenso ausgezeichnet sind in der Charakteristik wie durch Verarbeitung und Vertiefung des Stoffes. Er legt den innersten Kern des russischen Lebens bloß, zeichnet das geistige und sittliche Leben seiner Nation mit scharfen und klaren Zügen und schafft damit vollendete Kunstwerke. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien Petersburg 1884, 8 Bde. (zuletzt 1896, 9 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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