Gleichen [1]

Gleichen [1]

Gleichen, 1) drei alte, auf drei benachbarten Bergen in Thüringen gelegene Schlösser. Die eigentliche Burg G. (auch das Wanderslebener Schloß genannt), 369 m ü. M., liegt im preußischen Landkreis Erfurt, unfern des Fleckens Wandersleben. Das Hauptgebäude ist verfallen, nur der Turm vom Thüringerwald-Verein wiederhergestellt. Das Schloß wurde 1088 von Kaiser Heinrich IV. belagert, aber vom Markgrafen Eckbert II. erfolgreich verteidigt. Die damit belehnten Grafen von Tonna nannten sich danach Grafen von G. Nach der (unbegründeten) Sage brachte Ernst III. Graf von G., der im Kreuzzuge von 1228 gefangen war, eine Türkin, die ihn befreit hatte, mit heim und lebte danach auf päpstlichen Dispens mit dieser und seiner zu Hause zurückgelassenen Gattin in friedlicher Ehe. Der angebliche Grabstein desselben mit beiden Frauen im Dom zu Erfurt. Vgl. Reineck, Die Sage von der Doppelehe eines Grafen von G. (Hamb. 1891). Nach dem Aussterben der Grafen von G. (1631) kam ein halber Anteil an der obern Grafschaft an die Hohenlohe von der Neuensteinschen Linie, die sich von nun an auch Grafen Gleichen nannten, die Burg dagegen an die Grafen von Hatzfeld. Nach deren Erlöschen 1794 fiel die untere Grafschaft, zu der auch das Schloß G. gehörte, an den Kurfürsten von Mainz als Lehnsherrn zurück, 1803 aber an Preußen. Von König Friedrich Wilhelm III. wurde die Burg dem General v. Müffling als Dotation überwiesen. – Die Ruine der Burg Mühlberg, nach dem nahen gleichnamigen Flecken die Mühlberger Gleiche genannt, 399 m ü. M., hat noch einen gegen 22 m hohen Bergfried. Auch diese Burg, urkundlich schon 704 erwähnt, ward 1087 von Kaiser Heinrich IV. vergeblich belagert. Nach dem Aussterben der gräflichen Familie, die sie seit dem 12. Jahrh. von Mainz zu Lehen besaß, befand sie sich abwechselnd im Besitz der Grafen von Henneberg und Schwarzburg. Um 1357 ward sie an Erfurt verkauft und kam 1803 an Preußen. – Das dritte Schloß, die Wachsenburg, im Gothaischen, 414 m ü. M., 3 km von Mühlberg, ist ein einfacher, z. T. restaurierter und noch bewohnter Bau mit 100 m tiefem Brunnen. Es soll um 935 von Megingod, Abt zu Hersfeld, erbaut worden sein. 1451 wurde es von Erfurt erobert und 1710 noch zu einer schwachen Festung hergerichtet. Seit 1368 Eigentum der sächsischen Fürstenhäuser, kam es 1640 an Gotha. Vgl. Polack, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Bd. 8 (Jena 1890); Reling, Das Gebiet der drei G. (geologisch, Dessau 1895); Beyer, Die drei G. (Erfurt 1898).

2) Zwei Bergkegel südöstlich von Göttingen, 425 und 428 m hoch, dicht beieinander liegend, mit den Burgtrümmern Neuen-G. und Alten-G., werden besonders von Göttingen aus viel besucht.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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