- Gauermann
Gauermann, 1) Jakob, Maler, Zeichner und Kupferstecher, geb. 1772 in Öffingen bei Stuttgart, gest. 27. März 1843 in Wien, arbeitete erst als Steinmetz und besuchte dann drei Jahre lang die Stuttgarter Akademie. Auf Reisen in der Schweiz und Tirol sammelte er eine große Zahl von landschaftlichen Skizzen, die er in Zeichnungen, Radierungen und Gemälden ausführte. Einige ländliche Szenen aus dem Leben der Gebirgsbewohner Österreichs machten ihn dem Erzherzog Johann bekannt, der ihn 1811 beauftragte, die schönsten malerischen Ansichten Steiermarks aufzunehmen. Er hat wenig Ölgemälde, dagegen zahlreiche Aquarelle geliefert.
2) Friedrich, Maler, Sohn des vorigen, geb. 20. Sept. 1807 zu Miesenbach bei Guttenstein in Niederösterreich, gest. 7. Juli 1862 in Wien, bildete sich erst unter Anleitung seines Vaters, dann kurze Zeit auf der Wiener Akademie und durch das Studium der großartigen Gebirgsnatur seiner Heimat sowie durch Kopieren niederländischer Landschafts- und Tiermaler. Durch Wanderungen nach Triest, Oberösterreich, dem Salzkammergut, Tirol, Oberitalien etc. erweiterte er seit 1825 beständig seinen Gesichtskreis. Seine frühern Werke, wie: ein Bauernbursche und ein Mädchen, auf dem Felde rastend (1829), und ein pflügender Ackersmann (1834), beide im Hofmuseum zu Wien, zeigen ihn in den Bahnen Wagenbauers; allein bald fand er seinen eignen Weg, indem er poetische Auffassung des landschaftlichen Motivs mit äußerst sauberer und fleißiger Durchführung verband. Eine poetische Schöpfung ist sein verwundeter Hirsch, von einem Geier angefallen, dem ein zweiter aus der Luft herkommender die Beute zu entreißen droht. Ferner sind hervorzuheben: die heimkehrende Herde auf dem Schiffe vom Sturm überfallen; Wölfe, die einen Hirsch anfallen; Parforcejagd im Eichwald; Jäger, die einen Hirsch ausweiden; Kampf zwischen Bären und Hunden; Viehherde am Wasser (Frankfurt a. M.); Dorfschmiede im Salzburgischen (Berliner Nationalgalerie). Auch seine Lithographien und Radierungen sind geschätzt. Vgl. v. Lützow in der »Zeitschrift für bildende Kunst«, 1883–84.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.