- Fehling
Fehling, 1) Hermann, Chemiker, geb. 9. Juni 1811 in Lübeck, gest. 2. Juli 1885, erlernte die Pharmazie, studierte 1835–37 in Heidelberg, Gießen und Paris und war 1839–82 Professor der Chemie an der Polytechnischen Schule in Stuttgart. Seine Untersuchungen erstrecken sich besonders auf die technische Chemie (Mineralwässer, Salinenwesen, Brotbereitung, Gerbmaterialien). Für Zuckerbestimmung gab er die allgemein benutzte Fehlingsche Lösung an: 34,64 g Kupfervitriol in 100 g Wasser gelöst, gemischt mit einer Lösung von 200 g Seignettesalz in 600 ccm Natronlauge vom spez. Gew. 1,12, verdünnt auf 1 Lit. Wasser. 10 ccm der Lösung werden durch 0,05 g Traubenzucker zu Kupferoxydul reduziert. Er bearbeitete mehrere Abschnitte in dem großen Kolbeschen »Lehrbuch der organischen Chemie«, übersetzte Payens »Précis de chimie industrielle« (2. Aufl., Stuttg. 1852) und redigierte die neue Auflage des »Handwörterbuches für Chemie« (Braunschw. 1871ff.).
2) Hermann, Mediziner, Sohn des vorigen, geb. 14. Juli 1847 in Stuttgart, studierte an der dortigen Technischen Hochschule, dann in Tübingen und Leipzig, wurde 1872 Assistent der dortigen Frauenklinik unter Credé, machte Studienreisen nach Wien, London, Edinburg, habilitierte sich 1876 in Leipzig als Privatdozent und wurde 1877 Direktor der Landeshebammenschule in Stuttgart, 1887 Professor und Direktor der Frauenklinik in Basel, 1894 in Halle und 1901 in Straßburg. Er arbeitete über den fötalen Stoffwechsel, über das Becken des Fötus und Neugebornen, über habituelles Absterben bei Nephritis, über Heilbarkeit der Osteomalacie durch Kastration etc. und schrieb: »Lehrbuch der Geburtshilfe für Hebammen« (3. Aufl. von Walcher, Tübing. 1895); »Die geburtshilflichen Operationen« (in Müllers »Handbuch der Geburtshilfe etc.«, Stuttg. 1888); »Physiologie und Pathologie des Wochenbettes« (2. Aufl., das. 1897); »Lehrbuch der Frauenkrankheiten« (u. Aufl., das. 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.