- Farnēsische Kunstwerke
Farnēsische Kunstwerke, eine Reihe antiker Kunstwerke, als »Farnesische« bezeichnet, teils weil sie unter dem Papst Paul III. (aus dem Haus Farnese) aufgefunden oder restauriert wurden, teils weil sie lange eine Hauptzierde der Kunstsammlungen im Farnesischen Palast zu Rom (s. oben) waren, von wo sie nach dem Aussterben des Hauses Farnese (1790) in den Besitz des Königs von Neapel übergingen, der sie dem Museo Borbonico (jetzt Museo nazionale) in Neapel einverleibte. Die vorzüglichsten sind: Die Farnesische Flora, eine 3,5 m hohe Marmorstatue, aus den Bädern des Caracalla stammend, nach neuerer Vermutung eine Hebe. Der Farnesische Herakles (Herkules), eine Statue von 5,3 m Höhe aus parischem Marmor, ist nach der Inschrift ein Werk des Atheners Glykon, das sich an ein älteres Vorbild aus der Schule des Lysippos anlehnt. Herakles ist dargestellt, wie er nach der Erbeutung der Hesperidenäpfel, die er in der Hand hält, matt und gebeugt auf seine Keule gestützt, ausruht (s. Tafel »Bildhauerkunst VI«, Fig. 5). Die Statue wurde 1540 in den Thermen des Caracalla gefunden. Die Restauration der verloren gewesenen Beine besorgte G. della Porta so glücklich, daß man die antiken, später ebenfalls aufgefundenen, nicht einmal an ihre alte Stelle zu bringen für nötig hielt, sondern sie neben der Statue niederlegte. Der Farnesische Stier (Toro Farnese) ist ein Werk der Künstler Apollonios (s.d. 3) und Tauriskos von Tralles, den wilden Stier darstellend, an dessen Hörner Amphion und Zethos soeben die Dirke binden, die ihre Mutter Antiope mißhandelt hatte (s. Tafel »Bildhauerkunst III«, Fig. 14). Es ist die größte aus dem Altertum übrige Gruppe, aber durch umfassende moderne Ergänzungen sehr entstellt. Einst stand das Werk in der Bibliothek des Asinius Pollio und kam dann in die Bäder des Caracalla. Erst 1546 oder 1547 wurde es wieder aufgefunden. 1786 nach Neapel versetzt, ist die Gruppe jetzt ein Prachtstück des dortigen Nationalmuseums. Von geringerer Bedeutung sind die Fechter, der Kopf des Caracalla, Venus und Apollon.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.