Ebel

Ebel

Ebel, 1) Johann Gottfried, geograph. Schriftsteller, geb. 6. Okt. 1764 in Züllichau, gest. 18. Okt. 1830 in Zürich, studierte in Frankfurt a. O., Wien und Zürich und ließ sich nach einer Reise durch die Schweiz 1792 als Arzt in Frankfurt a. M. nieder, wo er seine »Anleitung, auf die nützlichste und genußvollste Art die Schweiz zu bereisen« (Zür. 1793, 8. Aufl. 1843), das erste gute Reisehandbuch für die Schweiz, vollendete. Durch die Unruhen des französischen Revolutionskriegs 1796 aus Frankfurt vertrieben, lebte er als Attaché der Frankfurter Gesandtschaft zu Paris und siedelte 1802 wieder nach Frankfurt, 1810 nach Zürich über. Er schrieb noch: »Schilderung der Gebirgsvölker der Schweiz« (Tübing. 1798 bis 1802, 2 Bde.); »Über den Bau der Erde im Alpengebirge« (Zür. 1808) und »Malerische Reise durch die neuen Bergstraßen des Kantons Graubünden« (das. 1825).

2) Johann Wilhelm, eines der Häupter der unter dem Namen der Königsberger Mucker bekannten religiösen Sekte, geb. 1784 zu Passenheim in Ostpreußen, gest. 18. Aug. 1861 zu Ludwigsburg, huldigte schon als Student den Lehren des Theosophen J. H. Schönherr (s. d.), wurde 1816 Prediger der altstädtischen Gemeinde in Königsberg und sammelte hier eine pietistische Verbrüderung um sich, an der sich Männer und Frauen, z. T. aus den höchsten Adelsfamilien, beteiligten. Abenteuerliche Gerüchte über geheime, unter dem Deckmantel der Andacht begangene geschlechtliche Ausschweifungen führten 1835 zu einem langwierigen Prozeß, infolgedessen E. und der Pastor Diestel 1841 unter Abweisung dieser durch nichts bewiesenen und nach Charakter und Verhalten der Angeklagten ausgeschlossenen Beschuldigungen wegen Verletzung ihrer Amtspflichten aus grober Fahrlässigkeit ihres Amtes entsetzt wurden. Mit seiner Freundin, der Gräfin Ida von der Gröben (Verfasserin von »Die Liebe zur Wahrheit«, Stuttg. 1850), siedelte E. nach Ludwigsburg in Württemberg über. Vgl. v. Hahnenfeld, Die religiöse Bewegung in Königsberg (Braunsb. 1858); Erbkam, Art. Schönherr in der »Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche«, Bd. 13 (2. Aufl., Leipz. 1884). S. Mucker.

3) Hermann W., Sprachforscher, geb. 10. Mai 1820 in Berlin, gest. 19. Aug. 1875 in Misdroy, studierte seit 1836 in Berlin und Halle Philologie, vergleichende Sprachwissenschaft und Geschichte und promovierte 1842 in Berlin. Darauf wirkte er als Lehrer zunächst am Französischen, dann am Köllnischen Gymnasium daselbst, später an der Beheim-Schwarzbachschen Anstalt in Filehne bei Ostrowo und am Gymnasium zu Schneidemühl, bis er 1872 an Bopps Stelle als ordentlicher Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft nach Berlin berufen wurde. Er veröffentlichte zahlreiche kleinere Abhandlungen über grammatische Fragen aus dem Bereich verschiedener indogermanischer, insbes. keltischer Sprachen. Um die methodische Behandlung der letztern hat er sich große Verdienste erworben, namentlich durch die Neubearbeitung von Zeuß' großer »Grammatica celtica« (Berl. 1871).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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