Dvořak

Dvořak

Dvořak (spr. dworschák), Anton, Komponist, geb. 8. Sept. 1841 in Mühlhausen bei Kralup in Böhmen als Sohn eines Gastwirts, erwählte gegen des Vaters Willen die Musik als Lebensberuf und begab sich 1857 nach Prag, wo er sich als Violinspieler in einer Kapelle die Mittel zum Besuch der Organistenschule verdiente. 1862 erlangte er Anstellung als Bratschist am Nationaltheater. Seine Kompositionstätigkeit war schon damals eine rege; doch gelang es ihm erst 1873, eins seiner Werke, einen Hymnus für gemischten Chor mit Orchester (»Die Erben des Weißen Berges«) in Prag zur Ausführung zu bringen. Der Erfolg war durchschlagend und trug ihm eine Anstellung als Organist der Adalbertskirche ein. D. gab nun das Orchesterspiel auf und widmete sich, als ihm 1874 der Erfolg seiner ersten böhmischen Oper »Der König und der Köhler« ein Staatsstipendium verschaffte, ausschließlich der Komposition. Auf Empfehlung Brahms' interessierte sich der Verleger Simrock für Dvořaks Werke, die nun in schneller Folge erschienen. 1890–92 erteilte D. Kompositionsunterricht am Prager Konservatorium, folgte dann einem Rufe nach New York als Direktor des Nationalkonservatoriums, kehrte aber 1895 in seine Prager Wirksamkeit zurück. 1901 wurde er Direktor des Prager Konservatoriums. Mit Recht sieht man in D. gegenwärtig den Hauptrepräsentanten einer tschechischnationalen Musikrichtung; trotz mancher groben Verstöße gegen die Forderungen eines verfeinerten ästhetischen Urteils muß sogar D. überhaupt zu den schöpferkräftigsten der neuern Komponisten gezählt werden. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt in seinen Orchesterwerken (5 Symphonien, Op. 24 [76], 60,70,88,95; Ouvertüren: »Mein Heim«, »Hussitzka«, »Karneval«, »Othello«, Scherzo capriccioso; symphonische Variationen, Op. 40 u. 78; Suite, Op. 35; symphonische Dichtungen: »Der Wassermann«, »Die Mittagshexe«, »Die Waldtaube«, »Heldenlied«, »Das goldene Spinnrad«; Serenaden, Op. 22 und 44; Slawische Tänze, Op. 72; slawische Rhapsodien, Op. 45; Legenden, Op. 59, dazu je ein Klavier-, Violin- und Cellokonzert und einige Violinsoli mit Orchester), aus denen ein kraftvolles, naturwüchsiges Empfinden spricht. Durch Aufnahme der nationalen Typen »Dumka« (Elegie) und »Furiante« in die Symphonie erhält dieselbe ebenfalls ein markantes Gepräge. Auch die Kammermusikwerke Dvořaks (9 Streichquartette, 3 Streichquintette, ein Streichsextett, ein Streichtrio und eine Reihe das Klavier heranziehender Ensembles) stehen in der vordersten Reihe der neuern Literatur, lassen freilich die feinere Detailarbeit des spätern Beethoven oft vermissen. Verbreitet und wirkungsvoll sind auch einige Klavierwerke (slawische Tänze, Op. 46, vierhändig). Der Vokalkomponist D. ist besonders bedeutend für seine Nation, der er zahlreiche Lieder und eine Reihe (8) böhmischer komischen Opern schenkte, von denen eine: »Der Bauer ein Schelm«, auch in Deutschland Boden fand. Besonders seien auch noch hervorgehoben seine Gesangsduette (»Klänge aus Mähren«) und einige Hefte Chorlieder. Sein vortrefflich gearbeitetes »Stabat mater«, Op. 58, machte ihn auch in England bekannt; doch erfüllten seine für die englischen Musikfeste geschriebenen Werke: »Die Gespensterbraut« und das Oratorium »Saint Ludmilla«, nicht die Erwartungen, und weitere Engagements unterblieben.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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