Caprīvi

Caprīvi

Caprīvi, Georg Leo, Graf von, deutscher Reichskanzler, geb. 24. Febr. 1831 in Charlottenburg, gest. 6. Febr. 1899 in Skyren bei Krossen, trat 1849 ins Heer, wurde 1866 in den Großen Generalstab versetzt und zum Major befördert, machte im Stab des Oberkommandos der Ersten Armee den Krieg mit, kam dann zum Generalstab des Gardekorps und bekleidete während des Krieges 1870/71 als Oberstleutnant die Stellung des Chefs des Generalstabs des 10. Korps. 1872 als Oberst mit der Leitung einer Abteilung im Kriegsministerium beauftragt, ward er 1877 Generalmajor. Im Dezember 1882 zum Generalleutnant ernannt, übernahm er im März 1883 nach Stosch' Rücktritt die Leitung der Admiralität unter Beförderung zum Vizeadmiral. Um das Torpedowesen und die taktische Ausbildung der Kriegsmarine erwarb er sich Verdienste, wurde aber 1888 bei der Neugestaltung der Marinebehörden seines Amtes entbunden und zum kommandierenden General des 10. Armeekorps in Hannover ernannt. Nach dem Rücktritt Bismarcks berief ihn der Kaiser 30. März 1890 zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten. C. erzielte mit der Erneuerung des Dreibundes und dem Abschluß der Handelsverträge 1891 einen bedeutenden Erfolg, worauf er 18. Dez. in den Grafenstand erhoben wurde. Als 1892 der Zedlitzsche Volksschulgesetzentwurf, für den C. entschieden eingetreten war, fiel, trat er als preußischer Ministerpräsident zurück und blieb bloß preußischer Minister des Auswärtigen. 1893 setzte er im Reichstag die Militärvorlage durch, erfuhr aber seit dem Abschluß des Handelsvertrags mit Rußland seitens der konservativen Agrarier heftige Angriffe und erhielt wegen Meinungsverschiedenheiten über das »Umsturzgesetz« 26. Okt. 1894 die Entlassung. Er lebte still in Skyren und lehnte die Anregung, Denkwürdigkeiten auszuzeichnen, ab. Die »Reden des Grafen von C. 1883–1893« mit Biographie gab R. Arndt heraus (Berl. 1894). Vgl. Schreck, Reichskanzler Graf L. v. C. (Düsseld. 1891); Schneidewin, Das politische System des Reichskanzlers Grafen von C. (Danz. 1894).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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