Borassus

Borassus

Borassus L. (Weinpalme), Palmengattung mit der einzigen Art B. flabelliformis L. (Fächerpalme, Delebpalme [in Afrika], Palmyrapalme, Lontar, s. Tafel »Palmen II«, Fig. 3), ein 30 m hoher Baum mit geringeltem, innen sehr hartem und schwarzem Stamm, mit einer Krone aus einem Dutzend fächerförmiger, bis 3 m langer Blätter auf stacheligen Stielen, diözischen Blüten und großen, braunen Steinfrüchten. Die äußere Schale der Früchte enthält ein schwammiges, bei der Reife saftiges, süßliches Fleisch und in demselben drei länglichrunde Nüsse mit steinharter Schale und bläulichem, gallertartigem, eßbarem Kern von süßem Geschmack. Sie wächst, vielfach kultiviert, von Senegambien durch die tropischen Savannen Afrikas, an beiden Küsten des Persischen Meerbusens, auf Ceylon und dem indischen Festland und bis zu den Sundainseln, hier und da ganze Wälder bildend. Diese Palme ist für viele Millionen Menschen von der größten Wichtigkeit, ein altindischer Lobgesang zählt 801 Nutzanwendungen auf. Aus den weiblichen Blütenkolben gewinnt man durch Umwickeln, Zerquetschen und tägliches Abschneiden einer dünnen Scheibe monatelang einen zuckerreichen Saft (Toddy), der auf Zucker (Lontarzucker) oder Palmwein verarbeitet wird. Die reifen Früchte werden roh oder geröstet gegessen oder zu Kuchen verwendet. Das schöne schwarze, steinharte Holz dient zu Tischler- und Drechslerarbeiten und als sehr dauerhaftes Bauholz. Die Blätter verwendet man zu Umzäunungen, Matten, Säcken, Körben, Fächern, Hüten und Schirmen. Die jungen, weißlichen Blätter benutzt man als Papier, das mit einem Griffel beschrieben wird. Durch Bestreichen mit Öl und Kohle macht man die Schrift lesbarer. Die Palmyrabücher sind selten länger als 60 cm und 5 cm breit, da das pergamentartige Gewebe zwischen den kleinen Rippen kein größeres Format gestattet. Junge Pflanzen (Kelingoos) werden in Ceylon als beliebtes Nahrungsmittel kultiviert. Getrocknet und gemahlen liefern sie ein wertvolles Mehl. Aus dem Mark gewinnt man Sago. Bei uns findet man die Palmyrapalme häufig in Gewächshäusern. Vgl. Ferguson, The palmyra palm (Kolombo 1850).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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