Unterwasserschallsignale

Unterwasserschallsignale

Unterwasserschallsignale, Schallsignale, die mit Glocke, Gong oder Sirene unter Wasser von Seeschiffen, Feuerschiffen, Leuchttonnen, Hafenanlagen etc. abgegeben und von Seeschiffen mit Schallempfängern unter Wasser aufgenommen werden. Der Gedanke der submarinen Telephonie ist schon von Tyndall und Fizeau angeregt. Colladon und Sturm hatten schon 1826 auf dem Genfer See festgestellt, daß Schallwellen sich im Wasser etwa viermal schneller fortpflanzen als in der Luft. Nach Erfindung des Mikrophons beschäftigten sich Lake und Neale in England, Elisha Gray u. a. in Amerika mit Versuchen über U. Melville Thompson Neale erhielt 1892 ein Patent für Signalgeber und Signalempfänger von Unterwassersignalen. Versuche mit diesem Apparat 1895 auf dem Wannsee bestätigten die Übertragung von Morseschallsignalen durch das Wasser, aber der Apparat war für den Schiffsgebrauch noch ungeeignet, weil seine Schallempfänger außenbords am Schiff angebracht werden mußten. Erst Blake und Johnson sowie Mundy gelang es 1902, die Schallempfänger an der Innenseite des Schiffes anzubringen; darauf bildete sich in Boston die Submarine Signal Co., deren Unterwassersignalapparate auf allen wichtigen Feuerschiffen der nordeuropäischen und nordamerikanischen Küstengewässer sowie auf fast allen Schnelldampfern der transatlantischen Linie Kanal-New York seitdem eingeführt sind. Für die U. dient eine etwa 70 kg schwere Glocke mit hellem Ton, die kräftig und kurz hintereinander angeschlagen wird, als Signalgeber; sie hängt in 6–8 m Wassertiefe an einer Kette unter dem Feuerschiff. Der Klöppel wird durch Preßluft getrieben. Der Hörapparat (Signalempfänger) auf den Seeschiffen besteht aus je einem zylindrischen stählernen Aufnahmetank im Vorschiff an jeder Schiffsseite, deren offene Seite gegen die Schiffswand gepreßt wird. Die Tanks sind mit Seewasser gefüllt, in dem zwei wasserdicht eingekapselte Mikrophone frei schwebend aufgehängt sind. Die Schallwellen dringen vom äußern Meerwasser durch die Schiffswand in das Wasser des Tanks, treffen die Mikrophonplatte und werden von da elektrisch ins Kartenhaus auf der Kommandobrücke des Dampfers übertragen. Am Hörer kann man abwechselnd den Backbord- oder Steuerbordempfänger einschalten und aus dem Vergleich der Töne bei drehendem Schiff auch Schlüsse auf die Richtung machen, woher das Signal kommt. Die U. haben für die Sicherheit der Seefahrt bei Nebel große Bedeutung, weil alle Nebelsignale in der Luft unzuverlässig in Hörweite und Hörrichtung sind. Vgl. Peck, U., ihre historische Entwickelung, ihr Fortschritt und ihr gegenwärtiger Stand (in den »Annalen der Hydrographie«, 1907, und »Marine-Rundschau«, 1907).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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