Traktatgesellschaften

Traktatgesellschaften

Traktatgesellschaften, Vereinigungen für Massenverbreitung religiöser Traktate (s. Traktat). Die älteste Gesellschaft dieser Art ist die 1698 in London gegründete »Gesellschaft für Verbreitung christlicher Bildung« (s. d.). 1750 entstand ebenfalls in London die »Society for Promoting Religious Knowledge among the Poor«, die sich nicht, wie die erstgenannte, auf die anglikanische Kirche beschränkt, sondern ihre Tätigkeit auf alle christlichen Konfessionen ausdehnt. Aus bescheidenen Anfängen (1799) hat die durch George Burder ins Leben gerufene »Religious Tract Society« rasch einen solchen Aufschwung genommen, daß ihre Arbeit jetzt den ganzen Erdball umspannt. Seit ihrer Gründung hat sie an 3000 Mill. Bücher, Traktate etc. in mehr als 200 Sprachen und Mundarten verbreitet. Vgl. Green, Story of the, Religious Tract Society' for hundred years (Lond. 1899). Die ältesten deutschen T. sind der 1811 gegründete »Christliche Verein im nördlichen Deutschland« (Sitz in Eisleben), die »Wuppertaler Traktatgesellschaft« (1814, Barmen), der »Hauptverein für christliche Erbauungsschriften in den preußischen Staaten« (1814, Berlin) und die »Niedersächsische Gesellschaft zur Verbreitung christlicher Erbauungsschriften« (1820, Hamburg), bei denen allen starke methodistische Einflüsse bemerkbar sind. 1829 gründete Pfarrer Christ. Gottlob Barth den »Calwer Traktatverein«, aus dem 1833 der »Calwer Verlagsverein« (jetzt Stuttgart) hervorging. 1835 entstand der »Verein zur Verbreitung christlicher Schriften« in Basel, 1839 die »Evangelische Vereinigung« in Straßburg. Aus neuerer Zeit sind zu erwähnen der »Christliche Kolportageverein« im Großherzogtum Baden (1867) und die »Deutsche evangelische Buch- und Traktatgesellschaft« in Berlin (1879). Die beiden Berliner, die Hamburger und die Badische Gesellschaft haben bereits etwa 100 Mill. Traktate verbreitet. Vgl. außer den Jahresberichten der T. Stähelin, Das Traktatwesen (2. Aufl., Basel 1873); Höpfner, Praktischer Wegweiser durch die christliche Volksliteratur (Bonn 1873).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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