Tongaarchipel

Tongaarchipel

Tongaarchipel (Freundschaftsinseln), Inselgruppe Polynesiens (s. das Textkärtchen und Karte »Ozeanien«), zwischen 19°1'–22°25' südl. Br. und 174°16'–176°4' westl. L., umfaßt 32 größere Inseln und ungefähr 150 kleinere Eilande mit einem Gesamtflächenraum von 997 qkm. Die Gruppe besteht aus zwei Ketten, von denen die östliche niedrig, nur 14–16 m hoch und aus Korallenkalk gebildet ist, die westliche aber hoch, bergig, bewaldet und vulkanisch (basaltisch) ist; beide sind mit üppigem Pflanzenwuchs bedeckt. Die niedrigen Inseln zerfallen wieder in fünf Gruppen: die Tongagruppe, 607 qkm, bestehend aus der größten und fruchtbarsten Insel des Archipels, Tongatabu (430 qkm), Eua (174 qkm) und vielen kleinen, die Namukagruppe (41 qkm), die Kotugruppe (10 qkm), die Hapaigruppe (68 qkm), bestehend aus sechs Inseln und mehreren ganz kleinen Eilanden, und die Vavaugruppe (187 qkm) mit der Insel Vavau (145 qkm) und vielen kleinen. Von den fünf 84 qkm großen vulkanischen Inseln ist nur der 11 qkm große, 1030 m hohe erloschene Vulkankegel Kao noch bewohnt, die übrigen sind verlassen. Tätig sind noch Tofua (55 qkm, 506 m hoch) und Late oder Lette (16 qkm, 518 m hoch). Gelegentlich stattfindende untermeerische Ausbrüche haben rasch wieder verschwundene Inselchen aufgeschüttet. Erdbeben sind ziemlich häufig und heftig. Politisch wird auch die kleine Gruppe Niua (s. d.) zum T. gerechnet. Die Inselgruppe, deren Zugänglichkeit durch die umgebenden Risse erschwert wird, hat mehrere schöne Häfen. Das Klima ist angenehm und gesund; Mitteltemperatur 24–25°, in der Regenzeit bis 36°. Dezember bis Februar treten oft verheerende Orkane auf. Die üppig gedeihende Pflanzenwelt begreift vier Arten von Palmen, darunter als die weitaus wichtigste die Kokospalme, ferner Pisange, Brotfruchtbäume, Yams, Zuckerrohr, Bambus, Baumwolle, Feigen, Citrusarten, Papiermaulbeerbäume etc. Vor Ankunft der Europäer gab es hier nur kleine Ratten, eine riesige Fledermaus (Pteropus tonganus), Schweine, Schlangen, Eidechsen etc. Die Zahl der Einwohner wird (1901) auf 18,959 geschätzt, darunter 150 Engländer, 89 andre Weiße (Deutsche, Amerikaner, Franzosen). Die Eingebornen (s. Tafel »Australier und Ozeanische Völker II«, Fig. 7) gehören zu den Polynesiern und übertreffen an Bildungsfähigkeit die meisten Bewohner der benachbarten Inselgruppen. Sie treiben sorgfältigen Landbau, sind geschickte und unternehmende Seeleute und beweisen viel industrielle Kunstfertigkeit (s. Tafel »Australisch-ozeanische Kultur I«, Fig. 13, und Tafel II, Fig. 1 u. 2). Seit 1797 sind sie zum Christentum bekehrt worden. Der Handel findet zumeist mit Sydney und Auckland statt. Die Einfuhr (Baumwoll- und Wollwaren, Eisenwaren, Getreide, Bauholz, Konserven etc.) betrug 1905: 70,868 Pfd. Sterl., die Ausfuhr 110,729 Pfd. Sterl., davon Kopra 87,571 Pfd. Sterl., Früchte 20,359 Pfd. Sterl.

Karte des Tongaarchipels.
Karte des Tongaarchipels.

Es liefen 1905 ein 57 Schiffe von 46,923 Ton., meist englische. Alle vier Wochen besuchen Schiffe der New Zealand Union Steamship Company von Auckland aus die Inseln und berühren Samoa, Fidschiinseln, Sydney. Die Inseln wurden 1643 von Tasman entdeckt und von Cook, der sie 1773 und 1777 genauer erforschte, wegen des gutwilligen Charakters der Eingebornen Freundschaftsinseln (Friendly Islands) benannt. Unterm 15. Febr. 1900 erneuerte das Deutsche Reich seinen 1876er Freundschaftsvertrag mit dem T., der kraft eines Vertrags vom 8. Nov. 1899 unter britische Schutzherrschaft gekommen war, die im Dezember 1904 hinsichtlich der gesetzlichen und finanziellen Verwaltung unter die Kontrolle des britischen Reichskommissars für den westlichen Pacific gestellt wurde. Formeller König ist seit 1893 Georg II. Tubou. Vgl. Mariner, Account of the Tonga Islands (Lond. 1814, 2 Bde.; deutsch, Weim. 1819); Meinicke, Die Inseln des Stillen Ozeans, 2. Teil (Leipz. 1875); Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 3 (das. 1883); Monfat, Les Tonga, ou Archipel des Amis (Lyon 1893); B. Thomson, Savage Island, account of a sejourn in Niné and Tonga (Lond. 4902); Indra, Südseefahrten (Berl. 1903).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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