- Strousberg
Strousberg, Bethel Henry (ursprünglich Strausberg), Finanzmann, geb. 20. Nov. 1823 in Neidenburg, gest. 31. Mai 1884 in Berlin, ging nach dem Tode seiner Eltern als zwölfjähriger Knabe nach England, ließ sich dort taufen, trat in das Geschäft seiner Oheime, begann für Journale zu schreiben und wurde Eigentümer von Sharpes »London Magazine«, das ihm einen erheblichen Gewinn abwarf. Auch war er für Lebensversicherungsgesellschaften tätig. 1855 siedelte er nach Berlin über und fand hier 1861 Gelegenheit, als Vertreter englischer Häuser die Tilsit-Insterburger und die Ostpreußische Südbahn auszuführen. Dann übernahm er für eigne Rechnung die Ausführung folgender Bahnen: der Berlin-Görlitzer, der Rechte Oderuferbahn, der Märkisch-Posener, Halle-Sorauer und Hannover-Altenbekener Bahn, ferner der Brest-Grajewo-, der Ungarischen Nordostbahn und der rumänischen Eisenbahnen, zusammen 400 Meilen, wodurch er sich den Namen »Eisenbahnkönig« erwarb. Er wandte, da ihm zur Ausführung so gewaltiger Unternehmungen weder Kapital noch Kredit auch nur annähernd ausreichend zu Gebote standen, das System an, als Generalunternehmer die Lieferanten der Bahn durch Aktien zu bezahlen. Er kaufte ferner die ausgedehnte Herrschaft Zbirow in Böhmen, die Egestorffsche Lokomotivenfabrik zu Linden bei Hannover, viele Gruben, Hütten etc. Als 1870 die Coupons der rumänischen Bahnen nicht eingelöst werden konnten, begann das Kartenhaus seiner Unternehmungen zusammenzufallen. Er geriet 1875 in Preußen, Österreich und Rußland in Konkurs, wurde in Moskau verhaftet, nach langem Prozeß zur Verbannung verurteilt und konnte erst im Herbst 1877 nach Berlin zurückkehren, wo er in große Dürftigkeit geriet. In der Hast schrieb er seine Selbstbiographie (»Dr. S. und sein Wirken«, Berl. 1876). Auch veröffentlichte er »Fragen der Zeit«, 1. Teil: »Über Parlamentarismus« (Berl. 1877), und eine Denkschrift über den Bau eines Nordostseekanals (das. 1878).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.