Steffens

Steffens

Steffens, Henrich, Philosoph, Naturforscher und Dichter, geb. 2. Mai 1773 zu Stavanger in Norwegen, gest. 13. Febr. 1845 in Berlin, widmete sich seit 1790 in Kopenhagen naturwissenschaftlichen Studien, bereiste dann Norwegen, eröffnete 1796 in Kiel naturwissenschaftliche Vorlesungen, wandte sich aber schon im folgenden Jahre nach Jena, wo er ein Anhänger von Schellings Naturphilosophie wurde. 1800 ging er nach Freiberg, wo er Werners Gun st gewann und »Geognostisch-geologische Aufsätze« (Hamb. 1810) ausarbeitete, die er später in seinem »Handbuch der Oryktognosie« (Berl. 1811–24, 4 Bde.) weiter ausführte. Nach seiner Rückkehr nach Dänemark 1802 hielt er Vorlesungen an der Kopenhagener Universität, ging aber 1804 als Professor nach Halle, wo er die »Grundzüge der philosophischen Naturwissenschaft« (Berl. 1806) herausgab, und 1811 nach Breslau. 1813 trat er in die Reihen der Freiwilligen ein und machte die Freiheitskriege bis zur ersten Einnahme von Paris mit. Nach dem Frieden kehrte er zu seinem akademischen Lehrerberuf nach Breslau zurück, folgte aber 1831 einem Ruf an die Universität in Berlin. S. war einer der Hauptvertreter der spekulativen Richtung der Naturforschung, beteiligte sich aber auch lebhaft an andern Fragen der Zeit, wie erz. B. in Breslau in der sogen. Turnfehde mit seinen »Karikaturen« (s. unten) und dem »Turnziel« (Bresl. 1818) entschieden gegen die Turnfache Partei nahm und später eifrig die Sache der Altlutheraner verfocht (vgl. seine Schrift »Wie ich wieder Lutheraner wurde«, das. 1831). Von seinen naturwissenschaftlichen Arbeiten ist noch die »Anthropologie« (Bresl. 1824, 2 Bde.) hervorzuheben. Zeitfragen hat er in religiös und politisch mehr als konservativem Geist unter anderm in den Schriften: »Karikaturen des Heiligsten« (Leipz. 1819–21, 2 Bde.), »Von der falschen Theologie und dem wahren Glauben« (Bresl. 1823, neue Aufl. 1831) behandelt, neben denen die »Christliche Religionsphilosophie« (das. 1839, 2 Bde.) zu erwähnen ist. Von seinen dichterischen Arbeiten (gesammelt als »Novellen«, Bresl. 1837–38, 16 Bdchn.) sind besonders »Die Familien Walseth und Leith« (1826–27, 3 Bde.), »Die vier Norweger« (1827–28, 6 Bde.) und »Malkolm« (1831, 2 Bde.), Werke, die sich namentlich durch meisterhafte Naturschilderungen aus seiner nordischen Heimat auszeichnen, hervorzuheben. Unter dem Titel: »Was ich erlebte« (Bresl. 1840–44, 10 Bde.) schrieb er eine Selbstbiographie, sein bedeutendstes Werk, mit einer Fülle von interessanten Nachrichten zur Zeitgeschichte. Nach seinem Tod erschienen »Nachgelassene Schriften« (Berl. 1846, mit einem Vorwort von Schelling). Vgl. Tietzen, Zur Erinnerung an Heinrich S. (Leipz. 1871); Petersen, Henrik S., ein Lebensbild (deutsch von Michelsen, Gotha 1884).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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