- Stade
Stade, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der preuß. Provinz Hannover, an der schiffbaren Schwinge, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Harburg-Kuxhaven und Geestemünde-S. sowie der Kleinbahn S.-Itzwörden, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Kirche der Baptisten, ein Denkmal des frühern Bürgermeisters Neubourg, ein Gymnasium, Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, einen Historischen Verein (für das Land Hadeln, für Bremen und Verden), ist Sitz eines Generalsuperintendenten, eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts, Ritterschaftlichen Kreditvereins, Handelsvereins und hat Eisengießerei, Maschinen-, Schiff- und Mühlenbau, Leder-, Tabak- u. Zigarrenfabrikation, Dampfsägerei, Brennerei, Bierbrauerei, Färberei, Ziegelbrennerei, Schiffahrt (tägliche Dampfschiffverbindung mit Hamburg), lebhaften Handel und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 75) 10,837 Einw., davon 362 Katholiken und 30 Juden. In der Nähe viele Ziegeleien sowie ein Gipslager und bei dem Dorf Kampe eine Saline und eine Dachpappenfabrik. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die elf Amtsgerichte zu Bremervörde, Buxtehude, Freiburg, Harburg, Jork, Neuhaus a. O., Osten, Otterndorf, S., Tostedt und Zeven.
Der Regierungsbezirk S. (s. Karte »Hannover«) umfaßt 6786 qkm (123,25 QM.), zählt (1905) 403,302 Einw., darunter 387,193 Evangelische, 14,412 Katholiken und 746 Juden (59 Einw. auf 1 qkm), und besteht aus den 14 Kreisen:
Über die drei Reichstagswahlkreise s. Karte »Reichstagswahlen«. – S. war im Anfang des 10. Jahrh. Stammsitz eines Dynastengeschlechts, das 1056 in den Besitz der sächsischen Nordmark gelangte, sie fast ein Jahrhundert behielt und 1168 ausstarb. Von Kaiser Otto IV. und seinem Bruder, dem Pfalzgrafen Heinrich, ward S. 1202 erobert, fiel um 1204 an Bremen und errang bald danach den später bedeutenden Elbzoll. Als Handelsstadt war S. seit dem 16. Jahrh. wichtig und trat mit Hamburg in ernstlichen Wettbewerb. 1648 im Westfälischen Frieden ward S. schwedisch und zur Hauptstadt des Fürstentums Bremen gemacht, wurde 1676 von den Hannoveranern, 1712 von den Dänen erobert und kam 1719 nebst dem Bistum Bremen an Hannover. 1807 ward es Westfalen einverleibt, 1810 von Napoleon I. besetzt, 1813 an Hannover zurückgegeben und von diesem 1816 neu befestigt. Hannover mußte den Elbzoll durch Vertrag vom 22. Juni 1861 gegen eine Entschädigung von 2,857,338 Tlr. aufheben (s. Elbe, S. 594). Am 18. Juni 1866 wurde die Festung S., die dann aufgehoben wurde, von den Preußen ohne Kampf genommen. Vgl. Cramer, Kleinbesitz und ländliche Arbeiter in Marsch und Geest des Regierungsbezirks S. (Tübing. 1906).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.