- Siemens u. Halske, Aktiengesellschaft
Siemens u. Halske, Aktiengesellschaft, ging hervor aus der Kommanditgesellschaft Siemens und Halske und wurde mit dem Sitz in Berlin 1897 mit einem Kapital von 35 Mill. Mk. gegründet. Auf dieses Kapital machte die frühere Kommanditgesellschaft eine Einlage mit ihrem gesamten Geschäftsvermögen, einschließlich des Firmenrechts, insbes. wurden eingebracht die Fabrikgeschäfte in Berlin, Wien und Charlottenburg, die Zweigniederlassungen, Grundstücke, Rechte und Gerechtigkeiten, Gebäude, Anlagen, Baulichkeiten, Maschinen, Konzessionen, Patente, Außenstände etc. Zweck der Gesellschaft ist die Fortführung des von der frühern Kommanditgesellschaft betriebenen Fabrikations- und Unternehmungsgeschäfts sowie der Betrieb von Fabriken und Unternehmungen im Bereich der angewandten Elektrotechnik und »überhaupt alle Maßnahmen zu ergreifen und alle Geschäfte zu machen, die zur Erreichung oder Förderung der gesellschaftlichen Zwecke nützlich und angemessen erscheinen«. Im März 1898 wurde das Grundkapital auf 40 Mill., Anfang 1899 auf 45 Mill. Mk. erhöht. Ende Juli 1906 waren außer dem Grundkapital von 54,5 Mill. Mk. insgesamt 10,8 Mill. Mk. Reserven, ferner ein Spar- und Depositenkonto in Hohe von 6,8 Mill. Mk. sowie 27,7 Mill. Mk. Anleihen und 8,2 Mill. Mk. Kreditoren vorhanden. Der Pensionsfonds belief sich auf 1,9 Mill. Mk. Im Geschäftsjahr 1905/06 waren nach dem Geschäftsbericht die Bestellungen und Ablieferungen gegen das vorhergehende Jahr stark gewachsen, und die sämtlichen Fabrikationsabteilungen waren an der Steigerung beteiligt und haben vermehrte Gewinne aufgewiesen. Das Glühlampenwerk übernahm die Räume des alten Blockwerkes, wodurch die Leistungsfähigkeit mehr als verdoppelt wurde. Ferner wurde ein Laboratorium für den chemisch-metallurgischen Teil der Tantalverarbeitung in Betrieb genommen. Endlich wurde ein chemisch-physikalisches Laboratorium errichtet zur Behandlung wissenschaftlicher Fragen, die mit der Technik zusammenhängen. Auf dem Schwachstromgebiet hat der seit einigen Jahren betriebene Bau großer Fernsprechämter besondere Bedeutung erlangt. Im Berichtsjahr wurden 9 große und 10 kleine Fernsprechvermittelungsämter mit einer Aufnahmefähigkeit von etwa 170,000 Teilnehmern, von denen bereits 70,000 angeschlossen waren, errichtet. Das Blockwerk war mit Aufträgen auf elektrische Weichen und Signalstellvorrichtungen gut beschäftigt. Auf das Glühlampenwerk wirkte besonders die gute Aufnahme, welche die Tantallampen fanden. In Gemeinschaft mit der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft wurde der Gesellschaft auch der Bau der Hamburgischen Stadt- und Vorortbahn mit Ausschluß der Betriebsmittel und elektrischen Einrichtungen, die bei Abschluß des Geschäftsberichtes noch nicht. vergeben waren, übertragen. Die Gesellschaft ist beteiligt bei den Siemens-Schuckertwerken, mit 45,1 Mill. Mk. bei den österreichischen Siemens-Schuckertwerken, bei Siemens Bros. Co. Ltd., bei den russischen elektrotechnischen Werken Siemens u. Halske A.-G., bei Gebr. Siemens u. Komp. u. a. mit insgesammt 18,7 Mill. Mk. Der Geschäftsgewinn betrug 1905/06: 10,31 Mill. Mk., der Reingewinn 8 Mill. Mk., wovon 10 Proz. Dividende zur Verteilung gelangten.
Aus der Vereinbarung der Siemens u. Halske A.-G. Berlin und der Elektrizitätsgesellschaft vorm. Schuckert u. Komp. Nürnberg auf dem Gebiete der Starkstromanlagen sind 1903 die Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. hervorgegangen mit dem Sitz in Berlin und Zweigniederlassung in Nürnberg. Das Kapital beträgt 90 Mill. Mk., die von beiden Gesellschaften eingebracht wurden durch annähernd gleiche Einlagen. Die Siemens u. Halske-Gesellschaft brachte in die Gesellschaft ein: das Charlottenburger Dynamowerk, das Kabelwerk Westend, ferner die Abteilung für Beleuchtung und Kraft, ferner die Abteilung für elektrische Bahnen, die Schuckertgesellschaft ihre der Starkstromtechnik dienenden Anlagen in Nürnberg. Die Gesellschaft hat eigne Bureaus in zahlreichen Städten des In- und Auslandes. Im J. 1905/06 konnten an die Gesellschafter 8,1 Mill. Mk. Gewinn überwiesen werden. An Maschinen, Motoren und Transformatoren wurden bei der Gesellschaft im J. 1905/06: 709,616 Kilowatt (= 964,150 Pferdestärke) bestellt. Das Projekt einer Fernübertragung mit 50,000 Volt Spannung war nach dem Bericht in der Ausführung begriffen. Der Bericht erwähnt ferner lebhafte Bestellungen auf Dampfturbinen, auf kriegs- und schiffbautechnischem Gebiet, ferner für elektrische Straßenbahnen. Das Stammkapital verteilte sich Ende Juli 1906 zu 45,05 Mill. Mk. auf Siemens u. Halske und zu 44,95 Mill. Mk. auf die Schuckertgesellschaft. Vgl. »Siemens u. Halske, A.-G., elektrische Zentralanlagen« (Berl. 1900); »Nachrichten von Siemens u. Halske« (6 Jahrgänge, bis 1903), fortgesetzt als »Nachrichten der Siemens-Schuckertwerke«.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.