Schweinfurt

Schweinfurt

Schweinfurt, unmittelbare und Bezirksamtsstadt im bayr. Regbez. Unterfranken, am rechten Ufer des Mains (der hier 1902 mit eigenartigem Walzenwehr versehen wurde) und an Rebenhügeln gelegen, 218 m ü. M., ist noch mit teilweise erhaltenen Festungswerken (von Gustav Adolf erbaut) und hübschen Anlagen umgeben, hat 2 evang. Kirchen (darunter die gotische Johanniskirche mit hohem Turm), eine neue kath. Kirche, Synagoge, ein stattliches gotisches Rathaus mit Bibliothek und Sammlung von kunstgewerblichen und historischen Gegenständen, das Geburtshaus des Dichters Rückert mit Gedenktafel u. Bronzebild, ein schönes Kriegerdenkmal, ein Standbild Rückerts auf dem Marktplatz u. (1905) 18,416 meist evang. Einwohner.

Wappen von Schweinfurt.
Wappen von Schweinfurt.

S. hat bedeutende Fabrikation von Farben (Schweinfurtergrün, Bleiweiß, Ultramarin), Fabriken für Herstellung von Schuhwaren, Malz, Maschinen, Präzissionskugellagern, Gußstahlkugeln, Leder, Zucker, Gelatine, Seife, Lichten, Likör, Essig, Tabak, Mineralwasser, Korb- und Faßwaren etc., ferner: Bierbrauerei, Spiritusbrennerei, lithographische Anstalten. Porzellanmalerei, ein Elektrizitätswerk, zwei große Kunstmühlen, Dampfsäge- und Lohmühlen, Ziegelbrennerei, Obst-, Wein- und Gemüsebau etc. Der Handel, unterstützt durch ein Bezirksgremium für Handel und Gewerbe, eine Reichsbanknebenstelle, eine Filiale der königlichen Bank in Nürnberg, eine Filiale der Bayrischen Diskonto- und Wechselbank und eine Agentur der Bayrischen Notenbank, ist bedeutend in Materialwaren, Drogen, Wein, Spiritus, namentlich aber in Vieh. Die dortigen Viehmärkte zählen zu den bedeutendsten Deutschlands. Den Verkehr in der Stadt unterstützt eine Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt mit 3 Bahnhöfen Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bamberg-Würzburg, S.-Meiningen u. a. S. hat ein Gymnasium (von Gustav Adolf gegründet), eine Realschule, Theater, Waisenhaus, Rettungshaus, einen Gewerbeverein mit Gewerbehalle etc. und ist Sitz eines Landgerichts, eines Forstamtes und eines Hauptzollamtes; die städtischen Behörden zählen 12 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. Nahebei das stattliche Schloß Mainberg am Main (ehedem eine Burg der Grafen von Henneberg), desgleichen das Weingut Burg Peterstirn, seit 1874 im altertümlichen Stil neu auf- und ausgebaut. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 15 Amtsgerichte in Bischofsheim v. d. Rh., Eltmann, Euerdorf, Gerolzhofen, Hammelburg, Haßfurt, Hofheim i. B., Kissingen, Königshofen, Mellrichstadt, Münnerstadt, Neustadt a. S., S., Volkach und Werneck. – S. (Suinfurt, Suinvordi), im 10. Jahrh. eine Burg und Sitz der Markgrafen von S., wurde 1003 nach der Empörung des Markgrafen Heinrich durch König Heinrich II. geschleift. Als das markgräfliche Geschlecht 1057 ausstarb, fiel S. an das Reich zurück, kam dann an die Grafen von Henneberg und erhielt im 13. Jahrh. Stadtrecht. Die Stadt, die nun Reichsunmittelbarkeit beanspruchte, wurde 1240 vom Bischof von Würzburg zerstört, 1259 neu erbaut und war längere Zeit an Würzburg (seit 1354 allein) und Henneberg verpfändet, aber 1431 löste die Stadt die Pfandschaft ein und erwarb damit die Reichsfreiheit. 1553 vom Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach besetzt, ward S. 1554 von bischöflichem und nürnbergischem Kriegsvolk erobert und verbrannt, kam 1803 an Bayern, 1810 an das Großherzogtum Würzburg, 1814 aber wieder an Bayern. Vgl. »Monumenta Suinfurtensia historica« (hrsg. von Stein, Schweins. 1875); Enderlein, Die Reichsstadt S. während des letzten Jahrzehnts ihrer Reichsunmittelbarkeit (das. 1863, 2 Bde.); Stein, Geschichte der Reichsstadt S. (das. 1900, 2 Bde.) und Chronik der Stadt S. im 19. Jahrhundert (das. 1901).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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