- Baudry
Baudry (spr. bōdri), Paul, franz. Maler, geb. 7. Nov. 1828 in La Roche-sur-Yon (Vendée), gest. 17. Jan. 1886 in Paris, ging mit einer Pension seiner Vaterstadt nach Paris, wo er den Unterricht von Drölling und Sartoris genoß, und 1850 nach Rom, wo er besonders nach den Venezianern studierte. Ein Erstlingsbild: das Kind und das Glück (1853, im Luxembourg), trägt ein vollkommen venezianisches Gepräge. Nach Paris zurückgekehrt, pflegte er bis 1861 die Porträtmalerei, die er nur 1857 durch die Bestrafung einer Vestalin (Museum in Lille) und 1859 durch die Toilette der Venus unterbrach. 1861 machte er mit der Ermordung Marats durch Charlotte Corday einen Schritt auf das Gebiet der Historienmalerei, kehrte aber 1863 mit der Perle und der Woge wieder zum Idealbild zurück, das er mit seinem Geschmack, die Mitte zwischen gemeiner Sinnlichkeit, akademischer Kälte und niedrigem Naturalismus haltend, behandelte. Nachdem er den Auftrag erhalten, das Foyer der Neuen Oper zu dekorieren, begab er sich 1864 zu erneutem Studium der italienischen Freskomaler, insbes. Michelangelos, nach Rom. Nach zehnjähriger Arbeit war die Ausschmückung des Plafonds mit drei großen Deckengemälden (Melodie und Harmonie, Tragödie und Komödie), dem Parnaß und der Apotheose Homers an den Schmalseiten, mit zehn die Wirkungen des Tanzes und der Musik und den Triumph der Schönheit illustrierenden Kompositionen und acht Musengestalten vollendet. In den letztern ist besonders der Einfluß Michelangelos zu erkennen, während sich das Kolorit und die Auffassung der andern Gemälde mehr an Veronese halten. Was die Musen an Vornehmheit der Haltung vermissen lassen, ersetzt Baudrys Hauptwerk, die Glorifikation des Gesetzes, als Deckengemälde für den Kassationshof in Paris, das ihm die Ehrenmedaille des Salons von 1881 einbrachte. 1882 folgten eine Allegorie der Wahrheit und ein Plafond mit der Hochzeit Amors und Psyches. Die Vorzüge einer ungesuchten Noblesse und eines eleganten Kolorits zeichnen auch seine Bildnisse aus. Vgl. Ephrussi, Paul B., sa vie et son œuvre (Par. 1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.