Samarkand [2]

Samarkand [2]

Samarkand, Hauptstadt der Provinz und des Kreises S. (s. oben), unter 19°39´ nördl. Br., 730 m ü. M., Station der zentralasiatischen Eisenbahn, 6 km südlich vom Flusse Serafschan in einer durch zahlreiche Kanäle aus dem Serafschan wohlbewässerten Ebene, besteht aus einer einheimischen und einer russischen Stadt. Die erstere, eng gebaut und schmutzig, ist von einer ganz verfallenen, 15 km langen Mauer umgeben, hat einen Platz, von den schönsten Medressen Turkistans umstanden, die im 15. Jahrh. S. zu der in der islamitischen gelehrten Welt berühmtesten Stadt machten. Von den vielen Grabmälern ist das besterhaltene und interessanteste das Timurs, ein hoher Kuppelbau. S. enthält viele Moscheen, darunter eine prachtvolle aus der Zeit Timurs, viele Friedhöfe, Karawansereien, 3000 Läden, 1000 Werkstätten und zählt etwa 40,000 Einw. (Tadschik, Perser, Inder, Afghanen, Juden, die letztern in einem besondern Stadtviertel), die hauptsächlich Garten- und Seidenbau, daneben auch Fabrikation von Baumwoll- und Seidenwaren, Gießerei, Gerberei, Seifensiederei, Talgschmelzerei und ansehnlichen Handel treiben. Letzterer liegt hauptsächlich in den Händen der Juden, Hindu und Afghanen. Eingeführt werden Früchte, Weizen, Seidenwaren aus Schehrisebz, Salz aus Hissar, ausgeführt Weizen, Reis, Rohseide nach der Bocharei, Baumwolle über Taschkent nach Rußland, außerdem Pferde, Schafe, Esel, Messerwaren etc. Die russische Stadt, gegründet 1871, umfaßt die alte Zitadelle, die von den Russen vollständig umgebaut worden ist. Sie schließt jetzt die Ämter für die Zivil- und Militärverwaltung und die Kasernen für die Truppen ein, von den alten Bauten hat man nur den von einer Galerie umgebenen Hof Timurs erhalten, mit dem berühmten Kök Tasch, einem 1,5 m hohen und 3 m langen Block aus weißem Marmor, auf dem die Emire den Thron bestiegen. Westlich davon liegt die eigentliche russische Stadt mit geraden, breiten Straßen, Gärten und Alleen, einer russischen Kirche, dem Palast des Gouverneurs, Bahnhof, mehreren Schulen, Magazinen, großem öffentlichen Garten und etwa 12,000 Einw. Die ganze Stadt zählte 1897: 54,900 Einw. – S. hieß im Altertum Marakanda und war die Hauptstadt der pers. Provinz Sogdiane; Alexander d. Gr. eroberte die Stadt 329 v. Chr. und hielt sich wiederholt in ihr auf. Später zerstört, soll sie durch einen Sklaven Alexanders, Samar, wieder aufgebaut und nach ihm benannt worden sein. Die Araber nahmen S. im 7. Jahrh. ein. Dschengis-Chan eroberte S. 1220; Tamerlan machte es gegen 1400 zur Hauptstadt seines neuen Reiches. S. war der Mittelpunkt der Gelehrsamkeit, der Verwaltung und des Handels. Noch heute geben die Überreste Zeugnis von der ehemaligen Größe der Stadt, so die Moschee Timurs, das Grabmal Timurs, die Ruinen des Sommerschlosses Timurs u.a. In den Jahren 1866–68 wandelte sich S. zu einer russischen Stadt um. Vgl. Vambéry, Geschichte Bocharas (Stuttg. 1872, 2 Bde.); »Nachschlagebuch für das Gebiet S.«, Bd. 6 u. 7 (1899 u. 1902, russ.); »Les mosquées de Samarcande« (Petersburg 1905 ff.); Schubert v. Soldern, Die Baudenkmale von S. (Wien 1898); Durrieux und Fauvelle, S. la bien gardée (Par. 1901); Krafft, A travers le Turkestan russe (das. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • SAMARKAND — La ville de Samarkand, comme en témoigne la découverte d’outils datant du paléolithique inférieur et d’œuvres d’art du moustérien, est l’un des berceaux de la civilisation des peuples de l’Asie centrale. Capitale de la Sogdiane, Samarkand a vu… …   Encyclopédie Universelle

  • Samarkand — usb.: Samarqand (Самарқанд) Der Registanplatz in Sa …   Deutsch Wikipedia

  • SAMARKAND — SAMARKAND, capital of Samarkand district, Uzbekistan. Jews are mentioned there from hearsay for the first time by benjamin of Tudela (12th century) as a large community. It   was apparently destroyed when the town was captured by Bab Mehmet Khan… …   Encyclopedia of Judaism

  • Samarkand — Sȁmarkand m DEFINICIJA 1. grad u Uzbekistanu, u starom i srednjem vijeku najvažnije ekonomsko i kulturno središte srednje Azije (Timurov mauzolej i drugi spomenici) 2. (samarkand) orijentalni ćilim s velikim brojem čvorova; samara …   Hrvatski jezični portal

  • Samarkand — Samarkand, Stadt im Khanat Bukhara, am Zer Asschen (Nebenfluß des Amu Darja); Sommerresidenz des Khans, hat zahlreiche Moscheen, eine berühmte muhammedanische Hochschule, die Grabstätte Tamerlans, Fabriken in Seidenpapier, Leder, Baumwollenwaaren …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Samarkand [1] — Samarkand, Provinz des Generalgouvernements Turkistan in Russisch Zentralasien (s. d. und Karte »Zentralasien«), grenzt im N. und O. an die Provinzen Ferghana und Sir Darja, im übrigen an Bochara und hat 68,963 qkm Fläche mit (1897) 857,847 Einw …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Samarkand — Samarkand, Gebiet im russ. Zentralasien, zum Generalgouv. Turkestan gehörig, im S. und SW. hohes Bergland (Serafschantal u.a.), das nach NW. zur Steppe herabfällt, 68.963 qkm 860.021 E., meist Usbeken (59), Tadschik (27 Proz.). – Die Hauptstadt S …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Samarkand — Samarkand, nach Bokhara die 2. Stadt der Bucharei, am Sogd (Kohik, Ser Afschan), mit 10000 E., vielen Moscheen, hoher Schule, ausgedehnter Industrie und wichtigem Verkehr mit Innerasien. S. ist das Maracanda der Alten in Sogdiana, war immer eine… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Samarkand — [sam΄ər kand′; ] Russ [ sä mär känt′] city in E Uzbekistan: capital (as MARACANDA) of Tamerlane s empire (1370 1405): pop. 371,000 …   English World dictionary

  • Samarkand — Coordinates: 39°39′15″N 66°57′35″E / 39.65417°N 66.95972°E / 39.65417; 66.95972 …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”