- Süßwasserpolyp
Süßwasserpolyp (Hydra L., s. Tafel »Süßwasserfauna I«, Fig. 13), außer der verwandten, aber im Meer lebenden Protohydra (s. d.), die einfachste Form der zu den Hydromedusen gehörigen Polypen, hat einen schlauchförmigen Körper von etwa 5 mm Länge und vorn um den Mund 6–8 Tentakeln, die sich bis zu 20 mm ausstrecken können und mit vielen Nesselzellen bedeckt sind. Er sitzt mit dem verbreiterten Körperende (Fußscheibe) häufig auf der Unterseite der Blätter der Teichlinse (Lemna) und an andern Wasserpflanzen, und fängt seine Nahrung (kleine Krebschen etc.) mit den Tentakeln. Abgeschnittene Tentakel wachsen nach, und aus einem der Länge nach halbierten Polypen bilden sich zwei neue etc. Auch sollte das Tierchen, wenn man es wie einen Handschuhfinger völlig umstülpte, so daß die Haut des Magens nach außen kam, mit dieser Umkehrung der Körperschichten ungestört fortleben; indessen ist dies nach den neuen Beobachtern nicht der Fall, sondern es tritt eine Zurückwanderung der Zellen, d. h. eine abermalige Umstülpung ein. Die Fortpflanzung erfolgt auf geschlechtlichem und ungeschlechtlichem Wege (durch Knospung). Es werden mehrere Arten (H. fusca, viridis etc.) unterschieden, von denen die intensiv grüngefärbte ihre Farbe den symbiotisch mit ihr, und zwar im innern Blatt lebenden einzelligen Algen (Zoochlorellen) verdankt. Vgl. A. Trembley, Histoire d'un genre de polypes d'eau douce (Leiden 1744); N. Kleinenberg, Hydra, eine anatomisch-entwickelungsgeschichtliche Untersuchung (Leipz. 1872), und die zahlreichen neuern Schriften über die Regeneration. – Ein andrer S. ist die Cordylophora lacustris Allm., die nicht nur an der Küste und im Brackwasser der Nord- und Ostsee, sondern auch bei Berlin, Halle, Paris sowie in Amerika und Australien im Flußwasser gefunden worden ist. Die Becken der Victoria regia in den Botanischen Gärten von London und Sheffield bevölkert seit 1880 das Limnocodium Sowerbyi, das wahrscheinlich mit Wasserpflanzen aus Brasilien eingeführt worden ist. Andre Süßwasserpolypen sind neuerdings in der Wolga, auf der Insel Trinidad sowie im See Tanganjika und im Niger entdeckt worden; sie scheinen alle in frühern Zeiten aus dem Meer in das Süßwasser eingewandert zu sein.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.