- Rudĭni
Rudĭni, Antonio Starrabba, Marchese di, ital. Staatsmann, geb. 6. April 1839 in Palermo aus einem alten sizilischen Adelsgeschlecht, bekleidete 1866 in seiner Geburtsstadt das Amt des Sindaco (Bürgermeisters), als daselbst ein Aufstand gegen die italienische Regierung ausbrach, den die Klerikalen und die Anhänger der Bourbonen angezettelt hatten. Nachdem er diesen mit Mut und Kaltblütigkeit niedergeworfen hatte, wurde er zum Präfekten von Palermo, 1868 zum Präfekten von Neapel ernannt. Im Oktober 1869 trat er als Minister des Innern in das Ministerium Menabrea ein, mußte sich aber, da er im Parlament keinen Erfolg hatte, nach wenigen Wochen wieder zurückziehen. In der Deputiertenkammer gehörte er der Rechten an, sprach sich aber während der allgemeinen Wahlen von 1890 für die Politik Crispis aus. In dem neugewählten Parlament einer der einflußreichsten Führer der Rechten, stellte er im Januar 1891 Crispi für seine weitere Unterstützung gewisse Bedingungen, die der Ministerpräsident ablehnte. Darauf trug R. wesentlich zu dem Sturze Crispis 31. Jan. 1891 bei und wurde demnächst mit der Bildung des neuen Ministeriums beauftragt, in dem er selbst außer dem Vorsitz das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten übernahm. Er erneuerte im Sommer 1891 die Dreibundsverträge vor ihrem Ablauf und erhielt dafür im Sommer 1892 vom deutichen Kaiser den Schwarzen Adlerorden. Allein die Schwierigkeiten der finanziellen Lage wußte er nicht zu beseitigen und wurde daher im Mai 1893 zum Rücktritt genötigt, worauf er den beiden folgenden Ministerien Giolittis und Crispis eine heftige und oft leidenschaftliche Opposition machte. Nachdem Crispi infolge der Niederlage der Italiener in Abessinien im März 1896 gestürzt war, wurde R. abermals an die Spitze der Regierung gestellt. Durch dreimalige Umbildung seines Ministeriums, im Juli 1896, im Dezember 1897 und im Mai 1898, behauptete er sich an der Spitze der Regierung, mußte aber im Juni 1898 seine Entlassung nehmen, da das Land von ihm keine gründliche Reform der herrschenden Mißstände erwartete, die durch die Aufstände des Frühjahrs 1898 in grelle Beleuchtung gerückt waren, und da seine fortgesetzten parlamentarischen Künsteleien auch in der Deputiertenkammer allgemeinen Widerstand hervorriefen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.