Barberīni

Barberīni

Barberīni, röm. Fürstengeschlecht, ursprünglich Tafani, nannte sich nach seinem Stammgut Barberino im toskanischen Elsatal B. Maffeo B., der als Urban VIII. (s. d.) 1623 den päpstlichen Stuhl bestieg, wandte den drei Söhnen seines Bruders Karl große Besitzungen und den Fürstentitel zu. Als aber nach Urbans Tode (1644) Innocenz X. von ihnen Rechenschaft forderte, flohen die Brüder nach Frankreich, wo der zweite, Taddeo, 1647 starb; die beiden andern versöhnten sich nach einigen Jahren mit dem Papst und kehrten nach Italien zurück. Der älteste, Francesco B. (geb. 1597, gest. 10. Dez. 1679 als Kardinalbischof von Ostia und Dekan des heiligen Kollegiums), gründete die Barberinische Bibliothek, die bei seinem Tod auf 60,000 Bände mit 8000 z. T. kostbaren Handschriften angewachsen war, und erbaute den Palast B. in Rom (s. unten). Der jüngste Bruder, Antonio, geb. 1608, ward 1627 Kardinal, 1652 Bischof von Poitiers, 1655 Kardinalbischof von Frascati, 1657 Erzbischof von Reims, 1661 von Palestrina und starb 3. Aug. 1671. Er förderte die Wissenschaften und dichtete lateinisch und italienisch. Der Spottvers: Quod barbari non fecerunt, fecere Barberini bezieht sich nur auf die Zerstörung antiker Ruinen behufs moderner Bauten unter Urban VIII. 1738 erlosch das Geschlecht der B. im Mannesstamm. Seine Besitzungen kamen an Giulio Cesare Colonna (gest. 1787), dessen Gemahlin die Erbin des Hauses B. war, der daher Namen und Wappen der B. (drei Bienen) annahm und so der Stifter der Linie B.-Colonna wurde. Der Hauptzweig dieser Linie starb 18. Febr. 1889 mit Enrico (geb. 1823), Fürst von Palestrina und Castel San Pietro, aus. Dem Gemahl seiner Tochter Maria, Luigi Marchese Sacchetti, der 1893 den Namen B. annahm, verlieh der König von Italien 1892 den Titel eines Fürsten von Palestrina.

In dem großen Palast der B. in Rom (seit 1624 von Maderna, Borromini und Bernini erbaut) befindet sich die erwähnte Bibliothek, die Fornarina Raffaels, Dürers Christus unter den Schriftgelehrten und das angebliche Brustbild der Beatrice Cenci von G. Reni; andres ist verkauft worden, wie z. B. der Barberinische Faun (Glyptothek zu München) und die Portlandvase (im Britischen Museum). Vgl. Reumont, Beiträge zur italienischen Geschichte, Bd. 5 (Berl. 1857).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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