- Rinderhäute
Rinderhäute, rohe Häute von Rindern, für die Lederfabrikation bestimmt, stammen zum Teil von gezüchteten Rindern (Zahmhäute), zum Teil von den namentlich in Südamerika, Australien, Ostasien, Südafrika etc. gezüchteten oder halbw ild lebenden Rindern (Wildhäute). Die Häute sind entweder naß, d. h. im frischen Zustand auf der Fleischseite mit Salz, Salpeter, Soda, Alaun, Asche etc. eingerieben (grüngesalzen), oder an der Luft oder Sonne getrocknet oder beides zugleich (trockengesalzen). Gekalkte R. sind getrocknete ostindische Häute, die mit Kalk desinfiziert werden, um auf der langen Reise Ungeziefer abzuhalten. Von südamerikanischen Häuten unterscheidet man Saladeros (Wildhäute) von dem halbwilden Pampasvieh, Mataderos vom Fleischervieh aus den Städten, Campos (Kamphäute) vom Fleischervieh aus Einzelhöfen. Die nassen Häute halten sich besser, fallen aber schwerer ins Gewicht und nehmen beim Gerben nicht so stark zu wie die trocknen. Die meisten südamerikanischen Häute kommen aus Buenos Aires, Rio Grande und Montevideo (La Plata-Häute) in den Handel, und diese sind die wertvollsten; ihnen stehen Ambalema und Rio Grande am nächsten, während die Häute aus Brasilien und Westindien leichter sind und weniger gelten. Mexiko, La Guaira, Caracas, Cartagena liefern ebenfalls leichte, aber bessere Häute. Sehr viel, aber gegeringe Ware liefert Texas; auch Chile führt R. aus, ebenso Afrika (Kap, Abessinien, Madagaskar, Tunis), Java, Australien. Eine eigne Art sind die ostindischen Kipse vom Zebu. In Europa liefert Ungarn die besten R., dann folgen Dänemark, Holland, Deutschland, Rußland, Polen etc. England bezieht R. aus Ostindien und vom Kap. Man verarbeitet die R. hauptsächlich auf Sohlleder, die Kipse auf Oberleder. 1905 wurden in Deutschland eingeführt 652,500 dz grüne und gesalzene R. und 318,550 dz gekalkte und trockne R.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.