Riedel

Riedel

Riedel, 1) August von, Maler, geb. 27. Dez. 1799 in Bayreuth als Sohn des Baumeisters Karl Christian R., gest. 8. Aug. 1883 in Rom, bildete sich seit 1820 an der Münchener Akademie unter den beiden Langer und bekundete schon in seinen ersten Arbeiten ein für die damalige Zeit ungewöhnliches koloristisches Talent, das er in Italien, wo er seit 1828 lebte, noch steigerte. Von seinen zahlreichen, bisweilen nicht sehr sorgfältig gezeichneten, durch Sonnenlichteffekte fesselnden Gemälden sind die bekanntesten: Italienerin mit Tamburin, neapolitanische Fischerfamilie am Meeresufer (Neue Pinakothek in München), Judith (ebendaselbst), Mädchen aus der Umgebung von Neapel (ebendaselbst), Sakuntala, Medea, Albanerinnen (Berliner Nationalgalerie) und badende Mädchen (ebendaselbst). Er war Professor an der Akademie San Luca in Rom.

2) Karl, Musikdirigent, geb. 6. Okt. 1827 in Kronenberg bei Elberfeld, gest. 3. Juni 1888 in Leipzig, war ursprünglich Seidenfärber, widmete sich dem Musikstudium, zuerst unter Karl Wilhelms Leitung in Krefeld, dann seit 1849 am Konservatorium in Leipzig, wo er sich als Lehrer des Klavierspiels und der Theorie niederließ. Er gründete daselbst 1854 den nach ihm benannten gemischten Chorgesangverein, der sich insbes. durch die Pflege alter und neuer Kirchenmusik namhafte Verdienste erworben hat. Von Neuausgaben, die er redigierte, seien hervorgehoben »Bergische Weihnachtslegenden«, Weihnachtslieder von Prätorius, altböhmische Hussitenlieder, Eccards »Preußische Festlieder«, eine aus Schützschen Werken zusammengestellte Passion u. a. Er war Mitbegründer und Vorstand des Allgemeinen Deutschen Musikervereins und erhielt 1864 vom Herzog von Altenburg den Professortitel; 1883 wurde er von der Leipziger Universität zum Ehrendoktor ernannt.

3) Emil, Freiherr von, bayr. Minister, geb. 6. April 1832 in Kurzenaltheim als Pfarrerssohn, gest. 13. Aug. 1906 in München, studierte die Rechte, trat in den bayrischen Staatsverwaltungsdienst, ward 1859 Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, 1870 Ministerialrat, 1872 bayrischer Bevollmächtigter zum Bundesrat, in dem er Mitglied der Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen war und an den gesetzgeberischen Arbeiten des Reiches hervorragenden Anteil nahm. 1877 bis 1. Nov. 1904 verwaltete R. mit großem Erfolg das Finanzministerium. Er veröffentlichte Erläuterungen des bayrischen Heimatgesetzes (7. Aufl., Münch. 1898), des bayrischen Armengesetzes (4. Aufl. 1898) und des bayrischen Polizeistrafgesetzbuches (6. Aufl. 1903); ferner »Die Reichsverfassungsurkunde und die wichtigsten Administrativgesetze des Deutschen Reichs« (Nördling. 1871).

4) Bernhard, Chirurg, geb. 18. Sept. 1846 in Laage (Mecklenburg), studierte in Jena und Rostock, wurde 1872 Assistent in Rostock, dann in Göttingen, habilitierte sich daselbst 1877 als Privatdozent, leitete seit 1881 die chirurgische Abteilung des Hospitals in Aachen und wurde 1888 Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik in Jena. Er arbeitete über die Entwickelung der Säugetierniere, Gelenkkrankheiten etc. 1882 gelang ihm zuerst die blutige Reposition des spontan verrenkten Hüftgelenks. Später wandte er sich den Affektionen des Unterleibs zu und arbeitete über die Wanderniere, Peritonitis, Gallensteine, Herniotomie, Darmwandbruch. Er zeigte zuerst, daß der nach Blinddarmentzündung entstandene Abszeß, falls er noch wenig ausgedehnt ist, durch Schnitt in die freie Bauchhöhle entfernt werden kann. Sehr bedeutend sind seine Arbeiten über Kropfoperation und Basedowsche Krankheit. Er schrieb: »Die Pathogenese, Diagnose und Behandlung des Gallensteinleidens« (Jena 1903), auch bearbeitete er (mit König) für die »Deutsche Chirurgie« die Geschwülste am Halse und den 2. und 3. Teil von Königs »Allgemeiner Chirurgie«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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