- Prinz Edward-Insel
Prinz Edward-Insel, 5180 qkm große Insel im südwestlichen Teile des St. Lorenzbusens und Provinz Kanadas (s. Karte bei Artikel »Kanada«), zwischen 47°4' (North Point) bis 45°58' nördl. Br. und 61°58' (East Point) bis 62°24' westl. L., von Neubraunschweig und Neuschottland durch die 16–80 km breite Northumberlandstraße getrennt. Die Insel wird gebildet von roten und grauen Sandsteinen, die teils dem Karbon, teils der Trias zugerechnet werden und von Eruptivgesteinen in Lagern und Gängen begleitet sind; sie hat bis 150 m hohe, von zahlreichen Buchten zerschnittene felsige Küsten, ist flachhügelig, von zahlreichen kleinen Flüssen bewässert und bei Muscheldüngung höchst fruchtbar wie auch reich an schönen Waldungen, die freilich immer mehr verschwinden. Das Ktima ist feucht und verhältnismäßig mild (Charlottetown mit 5° Jahresmittel, -8,3° im Januar, +17,8° im Juli). Kupfer und Sumpfeisen kommen in geringen Mengen vor, sonst findet sich nur Ziegelerde. Die Bevölkerung betrug 1901: 103,259 Seelen, darunter 13,867 französische Kanadier und 254 Micmac-Indianer. Der Religion nach waren 1901: 45,796 Katholiken, 30,089 Presbyterianer, 13,402 Methodisten, 5976 Anglikaner etc. Die öffentlichen Schulen zählten 1902: 572 Lehrer und 19,956 Schüler, das Prince of Wales College in Charlottetow 160 Studierende. Nur 20,62 Proz. von der Bevölkerung sind Analphabeten. Es erscheinen 18 Zeitungen auf der P. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei sind die Hauptbeschäftigungen. Die ganze Insel wurde Ende des 18. Jahrh. unter 66 Eigentümer verteilt, die aber laut Gesetz vom Jahre 1875 ihr Land den Pächtern gegen Zahlung von durchschnittlich 51/2 Mk. pro Acre (0,4 Hektar) als freies Besitztum überlassen mußten. Man baut Hafer (1901: 1,596,000 hl), Weizen (260,000 hl), Rüben, Flachs, Gerste, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln (1,745,000 hl). Der Viehstand betrug 1901: 33,731 Pferde (in Kanada und den Vereinigten Staaten sehr geschätzt), 112,779 Rinder, 125,546 Schafe und 48,007 Schweine. Für Fischerei auf Stockfische, Makrelen und Austern ist die Insel günstig gelegen, und 1902 wurden damit 887,024 Doll. erzielt. Die Industrie beschränkt sich auf Korn- und Sägemühlen, Ziegeleien, Gerbereien, Leinweberei u. a. Der auswärtige Handel geht über Charlottetown und Summerside; 1903 betrug die Einfuhr 586,988, die Ausfuhr (Hafer, Fische, Kartoffeln, Pökelfleisch, Schafe und Bauholz) 822,593 Doll. Mai bis Dezember ist eisfreie Zeit, während des Winters unterhalten aber große Eisbrecherfähren den Verkehr mit dem Festland. Eine 336 km lange Eisenbahn durchläuft die Insel ihrer ganzen Länge nach. Ein 19 km langes Kabel verbindet sie mit Neubraunschweig, die Länge der Landtelegraphenlinien beträgt 716 km. Dem Leutnant-Gouverneur steht eine Gesetzgebende Versammlung (30 Mitglieder) zur Seite. Die Einkünfte betrugen 318,766, die Ausgaben 327,662, die Schulden 666,655 Doll. Die Provinz zerfällt in drei Distrikte. Hauptstadt ist Charlottetown (s. d.). – Die Insel wurde 1494 von John Cabot entdeckt und St. John genannt, seit 1719 durch die Franzosen von Neuschottland aus kolonisiert, 1745 von den Briten erobert, diesen im Pariser Frieden von 1763 ganz abgetreten und mit dem Gouvernement Neuschottland vereinigt. 1790 erhielt sie zu Ehren des Prinzen Edward, Herzogs von Kent, damaligen Gouverneurs von Britisch-Nordamerika, den gegenwärtigen Namen, und 1808 wurde sie als eigne Provinz organisiert.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.