- Philostrătos
Philostrătos, Name von vier griech. Rhetoren und Sophisten, die alle von der Insel Lemnos stammten und untereinander verwandt waren:
1) P., Sohn des Verus, unter Nero, von dem nur ein Dialog: »Nero«, unter Lukians Schriften erhalten ist.
2) Flavius P., um 170–250 n. Chr., lehrte in Athen und Rom und schrieb eine romanhafte, der Verherrlichung des Pythagoreismus dienende Biographie des Apollonios von Tyana (deutsch von Baltzer, Rudolst. 1883); ferner »Heroicus«, Erzählung und Charakteristik der Taten der Heroen vor Troja, in dialogischer Form (hrsg. von Boissonade, Par. 1806); »Vitae sophistarum« in zwei Büchern, von denen das erste 26 durch Schönheit der Sprache ausgezeichnete Philosophen, das zweite 33 ältere wie jüngere Rhetoren behandelt, für die Geschichte der griechischen Bildung, namentlich in der Kaiserzeit, wichtig (hrsg. von Kayser, Heidelb. 1838); »Gymnasticus«, bestimmt, zur rechten Übung der Gymnastik anzuregen und anzuleiten, wertvoll durch wichtige Nachrichten über die Geschichte der Olympischen Spiele und die verschiedenen Arten der Gymnastik (hrsg. von Minas, 1858; Daremberg, Par. 1858, und Volckmar, Aurich 1862); 73 »Epistolae«, meist erotische Spielereien (hrsg. von Boissonade, Par. 1842).
3) P., Schwiegersohn des vorigen, als junger Mann von 24 Jahren von Kaiser Caracalla (211–217) durch Steuerfreiheit ausgezeichnet, verfaßte »Imagines« (»Eikones«) in 2 Büchern, eine wegen Reinheit und Anmut der Sprache schon im Altertum hochgepriesene Beschreibung einer Galerie von 34 Bildern in Neapel (hrsg. von Jacobs und Welcker, Leipz. 1825, und von den Seminariorum Vindobonensium sodales, das. 1893; vgl. Goethe, »Philostrats Gemälde«). Doch ist es streitig, ob es sich um wirkliche Gemälde handelt, oder ob P. nur als genialer Erfinder künstlerischer Situationen anzusehen ist (so Friederichs, »Die philostratischen Bilder«, Erlang. 1860; dagegen Brunn, »Die philostratischen Gemälde«, in den »Jahrbüchern für Philologie«, Leipz. 1861 u. 1871). Vgl. E. Bertrand, P. et son école (Par. 1882).
4) P., Tochtersohn des vorigen, schrieb ebenfalls »Eikones«, ein nicht vollständig erhaltenes Werk, das an Gewandtheit der Darstellung dem des Großvaters erheblich nachsteht (hrsg. von Schenkl und Reisch, Leipz. 1902). Gesamtausgabe der Schriften der drei letzten P. von Kayser (Leipz. 1870–71, 2 Bde.) und Westermann (Par. 1849); übersetzt von Jacobs und Lindau (Stuttg. 1829–39). Vgl. Bergk, Die Philostrate (in »Fünf Abhandlungen zur Geschichte der griechischen Philosophie und Astronomie«, Leipz. 1883).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.