- Bérenger
Bérenger (spr. -rangschē), 1) Alphonse Marie Marcellin Thomas, genannt B. dela Drôme, franz. Rechtsgelehrter, geb. 31. Mai 1785 in Valence, gest. 15. Mai 1866 in Paris, ward mit 25 Jahren Generalprokurator, legte jedoch nach den Hundert Tagen dieses Amt sowie das ihm 1815 übertragene Deputiertenmandat nieder, nachdem die Kammer auf seinen Antrag die Übertragung der Regierung auf Napoleon II. beschlossen hatte. Nach Valence zurückgezogen, machte er sich durch das Werk »De la justice criminelleen France« (Par. 1818) bekannt und hielt dann in Paris öffentliche Vorlesungen. 1827 wieder ins Parlament gewählt, führte er nach der Julirevolution die Anklage wider die Minister Karls X. vor der Pairskammer. 1831 ward er Rat am Kassationshof, und 1832 ernannte ihn Louis Philipp zum Mitarbeiter bei der Revision des Code pénal. 1832 ward er Mitglied des Instituts und 1839 Pair. Er schrieb noch »De la répression pénale« (Par. 1855, 2 Bde.) und gab eine französische Übersetzung von Justinians Novellen (Metz 1810–11, 2 Bde.) heraus.
2) Henry, franz. Kritiker und Romanschriftsteller, geb. 22. April 1867 in Rugles (Eure), vollendete seine philologischen Studien in Paris, wo er der erste Präsident des ersten Studentenbundes »Association des Étudiants« war. Auf die Gedichte »L'Ame moderne« (1892) ließ er den Roman »L'Effort« (1893) und die von der Akademie preisgekrönten, in freisinnigem Geiste gehaltenen kritischen Studien »L'Aristocratie intellectuelle« (1895), dann »La conscience nationale« (1898) folgen. Sein Roman »La Proie« (1897) brandmarkte das politische Strebertum. Studien über das Gelehrtenproletariat enthält »La France intellectuelle« (1899) und die mit Pottier, Marcel u. a. verfaßte Schrift »Les prolétaires intellectuelsen France« (1901). B. nahm lebhaften Anteil an der Gründung der Pariser Volksuniversitäten.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.