- Passah
Passah (Paschah, richtiger Pessach, vollständiger: Chag happessach, hebr., »Verschonungsfest«, auch Chag Hammazzoth, »Fest der ungesäuerten Brote«), das erste der drei jüdischen Wallfahrtsfeste, erinnert an die Erlösung der Israeliten aus Ägypten und damit an die Verschonung der israelitischen Erstgebornen, an den Auszug und die mit ihm zusammenhängenden Ereignisse. Es gilt als Geburtsfest des israelitischen Volkes, das, politisch frei geworden, seine Aufgabe, die Lehren des Monotheismus zu verbreiten, beginnen konnte. Ob dem P. ein älteres Frühlingsfest zugrunde liegt, ist fraglich. Der Pentateuch befiehlt, es im ersten Vollmond des Frühlings sieben Tage lang vom Abend des 14. bis zum Abend des 21. Abib (nach dem babylonischen Exil Nissan genannt) zu feiern, und bestimmt als eigentliche Festtage den 1. und 7. Tag. Durch Unsicherheit in der Zeitrechnung veranlaßt, fügte man später dem 1. noch den 2. und dem 7. noch einen 8. Tag zu, der bis heute beibehalten wurde. Während des Festes darf nur ungesäuertes Brot (Mazzoth, s. Mazza), auch Trübsalsbrot (Lechem Oni) genannt, gegessen werden. Zur Zeit der nationalen Selbständigkeit der Juden verzehrte jeder Hausvater am Vorabend des 1. Tages (Passahabend), wie es beim ersten P. in Ägypten geschehen war, mit seiner Familie ein im Vorhof des Tempels geschlachtetes, dann ganz und ohne Zerbrechung der Knochen gebraten ausgetragenes einjähriges, fehlerfreies männliches Lamm (Passahlamm), von dem nichts bis auf den folgenden Tag übrigbleiben durfte. Als Zukost genoß man bittere Kräuter und ungesäuertes Brot. (Diejenigen Israeliten, die das Passahopfer versäumten, konnten am 14. des folgenden Monats [Ijar] dasselbe darbringen, und dieser Tag hieß das zweite P.) Neben dieser Familienfeier fand im Tempel am 1. und 7. Tag Festverkündigung und Festopfer statt. Zur Eröffnung der Ernte wurde am 2. Tag eine Erstlingsgarbe der neuen Gerste, die unter bestimmten Feierlichkeiten von Abgeordneten des Hohen Rats auf einem Acker bei Jerusalem in der Nacht zum 16. Nissan geschnitten worden war, dargebracht. Diese Garbe mußte ein bestimmtes Maß (Omer) enthalten. Die daraus gewonnenen Körner wurden gemahlen, das Mehl wurde mit Öl und Weihrauch gemischt, eine Handvoll auf dem Altar verbrannt und das übrige den Priestern gegeben. Während der vierzigjährigen Wüstenwanderung ward das P. nicht gefeiert. An die Stelle des Passahopfers trat nach der Zerstörung des Tempels an den ersten zwei Passahabenden ein feierlicher Gottesdienst (Seder) in der Familie. Vor und nach der Abendmahlzeit liest der Hausvater den Seinigen die Geschichte der Befreiung aus Ägypten vor, die in einem Büchlein, »Haggada« (vulgär Hagode) genannt, ausgezeichnet ist. Vgl. Ostern; ferner: R. Schaefer, Das Passah-Mazzoth-Fest etc. im Zusammenhange mit der israelitischen Kultusgeschichte untersucht (Gütersloh 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.