Osiander

Osiander

Osiander, 1) Andreas, lutherischer Theolog, geb. 19. Dez. 1498 in Gunzenhausen bei Nürnberg, gest. 17. Okt. 1552 in Königsberg i. Pr., ward, nachdem er sich für Luthers Reformation entschieden hatte, 1522 erster evangelischer Prediger an der Lorenzkirche in Nürnberg. In dieser Stellung nahm er am Marburger Gespräch, am Augsburger Reichstag, an der Unterschrift der Schmalkaldischen Artikel und an der Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg teil. 1548 seines Amtes entsetzt, da er sich dem Augsburger Interim nicht fügen wollte, folgte er 1549 einem Ruf als Prediger und Professor der Theologie an die neugestiftete Universität in Königsberg und ward hier 1551 auch zum Vizepräsidenten des samländischen Bistums ernannt. Seine mit großem Eifer vorgetragene Ansicht, daß die Rechtfertigung nicht als ein gerichtlicher Akt Gottes, sondern als Mitteilung einer innern Gerechtigkeit aufzufassen sei, die aus einer mystischen Vereinigung mit Christus hervorgehe, rief einen mit vieler Bitterkeit geführten Streit mit den strengen Lutheranern hervor. Die Streitigkeiten dauerten auch nach seinem Tode fort, bis 1566 alle Osiandristen entsetzt, ihr Führer, der Hofprediger Funk, enthauptet und durch das »Corpus doctrinae pruthenicum« der Osiandrismus 1567 aus Preußen verbannt wurde. Vgl. Möller, A. Osianders Leben und ausgewählte Schriften (Elberf. 1870); K. A. Hase, Herzog Albrecht von Preußen und sein Hofprediger (Leipz. 1879).

2) Lukas, Sohn des vorigen, geb. 16. Dez. 1534 in Nürnberg, ward 1555 Diakonus in Göppingen, 1567 Hofprediger des Herzogs Friedrich von Württemberg; 1598 abgesetzt, starb er 17. Sept. 1604 in Stuttgart. Er beteiligte sich an mehreren Kolloquien, namentlich an denen zu Maulbronn (1564 und 1576), zu Mömpelgard (1586) und zu Regensburg (1594). Auch sein gleichnamiger Sohn, geb. 6. Mai 1571 in Stuttgart, Abt zu Maulbronn, gest. 10. Aug. 1638 als Propst und Kanzler in Tübingen, bekundete sich in seinem »Bedenken gegen Arnds wahres Christentum« (Tübing. 1623) als heftigen Polemiker.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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