- Nothomb
Nothomb (spr. notóng), 1) Jean Baptiste, Baron de, belg. Staatsmann, geb. 3. Juli 1805 in Messancy bei Arlon, gest. 16. Sept. 1881 in Berlin, ließ sich als Advokat in Brüssel nieder, gehörte 1829–30 als Mitherausgeber des liberalen »Courrier des Pays-Bas« zu den Führern der Opposition gegen die niederländische Regierung, wurde nach der siegreichen Revolution von 1830 Mitglied des Nationalkongresses und war an der Ausarbeitung der neuen Verfassung hervorragend beteiligt. Seit Anfang 1831 Generalsekretär der auswärtigen Angelegenheiten, wirkte er erfolgreich für die Königswahl Leopolds I. und leitete bis 1837 die auswärtige Politik des Landes mit großem Geschick. Als Minister der öffentlichen Arbeiten (1837–40) machte er sich namentlich um die Begründung des belgischen Eisenbahnnetzes verdient. Hierauf Gesandter am deutschen Bundestag, wurde er 1841 zum Minister des Innern ernannt und bildete 1843 ein gemäßigt-klerikales Kabinett. 1845 trat er zurück und lebte seitdem, mit dem Titel Staatsminister ausgezeichnet und 1852 in den Freiherrenstand erhoben, als Gesandter in Berlin, wo er unter oft schwierigen Verhältnissen die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Belgien zu befestigen wußte. Seine wichtigste Schrift ist: »Essai historique et politique sur la révolution belge« (Brüss. 1833, 2 Bde.; 4. Aufl. 1876; deutsch von Michaelis, Stuttg. 1836). Vgl. Juste, Le baron N. (Brüss. 1874, 2 Bde.) und Souvenirs du baron N. (das. 1882).
2) Alphonse, belg. Politiker, Bruder des vorigen, geb. 12. Juli 1817 in Petingen (Luxemburg), gest. daselbst 15. Mai 1898, wirkte seit 1851 als stellvertretender Generalprokurator am Brüsseler Appellhof, zeichnete sich 1855–57 als Justizminister im Kabinett Vilain XIIII und de Decker durch seinen ultramontanen Eifer aus und war 1871 in die Schwindelaffaire Langrand-Dumonceau (s. d.) verwickelt. 1884 erhielt er den Titel eines Staatsministers. In der Repräsentantenkammer, der er seit 1859 angehörte, zählte er lange zu den Führern der Klerikalen, vertrat aber zu Beginn der 1890er Jahre bei den parlamentarischen Kämpfen um eine Erweiterung des politischen Wahlrechts einen katholisch-demokratischen Standpunkt. Seit 1894 war er Mitglied des Senats.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.