- Nevāda
Nevāda (abgekürzt Nev.), Staat der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zwischen 35 bis 42° nördl. Br. und 114–120° westl. L., grenzt nördlich an Oregon und Idaho, südwestlich und westlich an Kalifornien, östlich an Utah und Arizona und enthält 286,700 qkm. Es umfaßt den Hauptteil des sogen. Großen Beckens (Great Basin) nebst den eingelagerten, im allgemeinen nordsüdlich streichenden Gebirgsketten (Basin Ranges), unter denen die Ibenpahkette 3690 m, die Snakekette im Wheeler Peak 3980 m, die östliche Humboldtkette im Mount Bonpland 3452 m, die Charlestonkette im Charleston Peak 3314 m erreicht, während die Plateau- und Talflächen 600–1800 m hoch liegen und nur die Coloradoschlucht auf der Grenze gegen Arizona auf 300 m ü. M. hinabsinkt. In der Osthälfte des Gebietes setzen neben archaischen Felsarten paläozoische, in der Westhälfte dagegen mesozoische die Gebirge zusammen, dazu aber im Zusammenhange mit zahlreichen durchsetzenden Brüchen und Verwerfungen in weitem Umfange jungeruptive (Basaltlava, Rhyolith, Andesit). Auch geiserartige heiße Quellen und Erdbeben (bei Carson) sind daher häufig. Die Täler sind von mächtigen Gebirgsschuttablagerungen erfüllt. Abgesehen von dem Colorado und seinem Nebenflusse Virgin im äußersten Südosten und den Quellflüssen des Owyhee im NO. ist N. ohne Abfluß zum Meer. Alle seine Flüsse endigen in salzigen Binnenseen oder Salzsümpfen, so der Humboldtfluß (s. d.) im Humboldt Sink, der Truckee im Pyramid- und Winnemuccasee, der Carson in dem Carsonsee, der Walker in dem Walkersee. Das Klima ist äußerst trocken und von starken Temperaturschwankungen beherrscht (Carson mit 9,8° mittlerer Jahreswärme, 20° im Juli, 0° im Januar, bei 299 mm Niederschlägen), der Pflanzenwuchs daher derjenige einer Wüste. Auch die höhern Gebirge sind meist bloß sehr spärlich mit Wacholder- und Kieferngestrüpp bewachsen. Hochstämmigen Wald trägt nur der kleine Anteil an der Sierra Nevada, der in der Gegend des Tahoesees in das Gebiet fällt, und die gesamte Forstausbeute wird 1900 auf nur 7060 Doll. angegeben. Auch die Landwirtschaft ist sehr gering, von der wirklichen Kulturfläche (1900: 130,000 Hektar oder 0,5 Proz. von dem Staatsgebiete) müssen 98 Proz. künstlich bewässert werden, und bloß 12,000 Hektar sind mit Getreide bebaut, davon 7400 Hektar mit Weizen (450,812 Bushels), 2800 Hektar mit Gerste (224,035 Bushels). Etwas bessere Bedingungen hat die Viehzucht, die 1900: 386,249 Rinder, 83,597 Pferde, 3229 Maultiere und Esel, 887,110 Schafe und 15,665 Schweine aufwies. Der Hauptreichtum des Landes hat aber in seinen Lagerstätten von Edelmetall bestanden, vor allem in dem gewaltigen Erzkörper des Comstockganges in den Washoe Mountains, der seit 1859 abgebaut wird und bis einschließlich 1902 an Silber 204,653,040 Doll., an Gold 148,145,385 Doll. geliefert hat (1877: 21,780,922, bez. 14,520,615 Doll., 1899 nur 68,671, bez. 103,006 Doll., 1902 aber wieder 495,945, bez. 785,031 Doll.). Andre Bergbaureviere, wie das von Eureka, haben sich rasch erschöpft, wichtig ist aber neuerdings das von Tonapah in der Grafschaft Nye, 1902 mit 1,793,129 Doll. Ausbeute. Für 1902 wird die Edelmetallförderung insgesamt auf 3,409,348 Doll. angegeben. Der Abbau der ausgedehnten Schwefel-, Gips- und Boraxlager ist wenig bedeutend, ebenso die Gewinnung von Kupfererz und Bausteinen. Die Industrie beschränkt sich auf die in Reno vorhandenen Eisenbahnwerkstätten und Kleingewerbe. Dem Handel dienen (1902) 1481 km Eisenbahnen, besonders die das Gebiet im Norden querende Zentralpacificbahn, von der nach den wichtigsten Bergbauorten und Viehzuchtdistrikten Zweigbahnen abgehen. Die Bevölkerung, die bis 1880 auf 62,266 Seelen gestiegen war, ist seitdem stark zurückgegangen: 1890 auf 45,761 und 1900 auf 42,335, wovon 25,603 männlich und 16,732 weiblich,10,093 im Auslande (1179 in Deutschland) Geborne, 134 Farbige, 1352 Chinesen, 5216 Indianer vom Stamme der Pah-Ute, Pi-Ute und Schoschonen, die sich meist an zivilisiertes Leben gewöhnt haben. Die öffentlichen Schulen hatten 1903: 318 Lehrkräfte und 7362 eingetragene Kinder, eine Universität besteht in Reno. Es erscheinen 35 Zeitungen. Der Gouverneur, die Richter und die obersten Staatsbeamten werden vom Volk auf vier Jahre gewählt. Die gesetzgebende Gewalt ruht in den Händen eines Senats von 17 und eines Abgeordnetenhauses von 39 Mitgliedern. In den Senat der Union entsendet N. zwei Mitglieder, in das Repräsentantenhaus eins; bei der Präsidentenwahl hat es 3 Stimmen. Der Wert alles steuerbaren Eigentums beträgt (1904) 28,391,252 Doll., die öffentliche Schuld 265,210 Doll. Der Staat zerfällt in 14 Grafschaften. Hauptstadt ist Carson City. – N. wurde 1848 von Mexiko an die Vereinigten Staaten abgetreten. Die Mormonen ließen sich noch in demselben Jahr im Westen nieder; 1861 wurde N. als Territorium organisiert und 1864 als 36. Staat in die Union aufgenommen. Vgl. Powell, N., the land of silver (San Francisco 1876); H. Bancroft, History of N. (das. 1890).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.