- Nâßir ed Dîn
Nâßir ed Dîn (Nasreddin, Nasir ed din), Schah von Persien, ältester Sohn Mohammed Schahs, geb. 17. (18.) Juli 1831, gest. 1. Mai 1896, in seiner Jugend hinter den jüngern Bruder zurückgesetzt, ja selbst in bitterer Not in Tebriz lebend, wurde durch den Tod des Vaters 15. Okt. 1848 auf den Thron berufen, den er mit den Waffen erkämpfen mußte. Anfangs menschenscheu und nur des Türkischen, nicht einmal der Landessprache kundig, lernte N. später neben derselben auch noch Französisch und wandte sich mit Eifer dem Studium der Geographie, Geschichte und Politik, der Dichtkunst (vgl. D. Hafner in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung vom 1. Dez. 1903) sowie dem Zeichnen von Karikaturen zu. 1873, 1877 und 1889 unternahm er Reisen an die europäischen Höfe, über die er selbst Beschreibungen in persischer Sprache veröffentlichte (von der ersten erschien 1874, von der zweiten 1880 eine englische Übersetzung). Die Mißstände in der Verwaltung Persiens blieben trotzdem, nur nahm N. im Verkehr mit den Gesandten an seinem Hof europäische Umgangsformen an. Mitten in den Vorbereitungen zu seinem fünfzigjährigen Regierungsjubiläum wurde er 1. Mai 1896 in einer Moschee bei Teheran (wohl nicht von einem Babiten; s. d.) erschossen. Ihm folgte sein Sohn Muzaffer ed Dîn (s. d.). Vgl. Morgan und Burger, N. Schah und das moderne Persien (Dresd. 1889); J. Greenfield, Die Verfassung des persischen Staates (Berl. 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.