- Myrtazeen
Myrtazeen, dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Myrtifloren, meist Bäume und Sträucher mit immergrünen Blättern und vollständigen, regelmäßigen, bald einzeln achselständigen, bald in Ähren, Trugdolden, Rispen oder Köpfen stehenden Blüten (s. Abbildung). Der Kelch bildet oberhalb des Fruchtknotens einen meist vier- oder fünfspaltigen Saum, dessen Abschnitte stehen bleiben oder abfallen und klappige Knospenlage haben, oder der Saum ist ganz und geschlossen, vor dem Aufblühen deckelartig sich ablösend. Die Blumenblätter stehen abwechselnd und in der gleichen Anzahl mit den Kelchabschnitten auf einem im Schlunde des Kelchs befindlichen Discus.
Die zahlreichen, meist durch Spaltung aus vier oder acht Grundanlagen hervorgegangenen Staubgefäße entspringen ebendaselbst u. sind alle fruchtbar oder zum Teil steril; die Staubfäden sind entweder frei, oder nur am Grund etwas verbunden, oder in Bündel, die den Blumenblättern gegenüberstehen, oder zu einem becherförmigen Körper verwachsen. Der unterständige oder halbunterständige, mit einem fleischigen Discus bedeckte Fruchtknoten ist entweder einfächerig und hat dann eine oder mehrere grundständige Samenknospen, oder er ist zwei- bis mehrfächerig und enthält dann im Innenwinkel der Fächer meist zahlreiche Samenknospen. Die gewöhnlich vom Kelchsaum gekrönte Frucht ist entweder einfächerig und einsamig oder zwei- bis vielfächerig und dann kapsel-, seltener beerenartig. Die Samen haben meist kein Nährgewebe und einen geraden oder gekrümmten oder spiralig gerollten Keimling mit meist kurzen Kotyledonen und dickem Würzelchen. Die aus ca. 1700 Arten bestehende Familie der M. enthält zum größten Teil tropische Gewächse, nur wenige kommen außerhalb der Wendekreise vor; die meisten besitzt Australien und das tropische Amerika. Als Gewürz finden die Blütenknospen des auf den Molukken einheimischen Gewürznelkenbaums (Eugenia caryophyllata) sowie der »Nelkenpfeffer« oder »englisches Gewürz« von Pimenta officinalis aus Westindien Anwendung. Auch macht man von dem Öl mancher Melaleuca-Arten (Kajeputöl) sowie dem Gummiharz (Kino) verschiedener Eucalyptus-Arten (Gummibäume) Australiens Gebrauch. Der australische Fieberrindenbaum (Eucalyptus globulus) wird in fieberreichen warmen Ländern mit Erfolg gegen Malaria angepflanzt. Eine Anzahl von M. findet sich fossil in Kreide und Tertiärschichten, besonders aus den Gattungen: Myrtopbyllum, Myrtus, Eucalyptus und Metrosideros; die im Mittelmeergebiet einheimische Myrtus communis hat in einigen Formen der Tertiärflora, wie M. atavia und M. Veneris, Vorläufer gehabt und kommt bereits in quartären Tuffen Montpelliers und Madeiras vor.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.