Montesiōre

Montesiōre

Montesiōre, Sir Moses, jüd. Philanthrop, geb. 28. Okt. 1784 in Livorno, gest. 25. Juli 1885 in Ramsgate, trat durch Heirat in verwandtschaftliche Beziehungen zu dem Rothschildschen Haus und machte 1829 eine Reise nach dem Orient, über die er in dem »Diary of a journey to the Holy Land« berichtete, und die in ihm den Beruf weckte, für seine Glaubensgenossen hilfreiche Sorge zu tragen. 1837 zum Sheriff für London und Middlesex erwählt, ward er 9. Nov. von der Königin Viktoria zum Ritter ernannt. Die Verheerungen, die damals ein Erdbeben in Safed und Tiberias angerichtet, führten M. zum zweitenmal nach Palästina und eine Judenverfolgung in Damaskus 1840 auch dorthin. Auf den Wunsch Nikolaus' I. bereiste er 1845 das russische Polen, um die Lage der Israeliten daselbst kennen zu lernen und Vorschläge zur Verbesserung ihrer sozialen Lage zu machen. Nach England zurückgekehrt, ward er 1846 von der Königin zum Baronet erhoben. Die Hungersnot in Palästina 1854 fand M. wieder an Ort und Stelle mit reichen Spenden aus England. Vom Sultan erwarb er das Recht zu Grunderwerbungen in Palästina und begann gewerbliche Unternehmungen, aber auch Armenhäuser ins Leben zu rufen. 1859 hat er vergeblich beim Papste wegen des seinen Eltern geraubten Edgar Mortara interveniert. Das Andenken seiner 1862 gestorbenen Gattin Judith ehrte er durch eine Reihe bedeutender Stiftungen, wie die eines israelitischen College in Ramsgate. Infolge einer Judenverfolgung in Marokko 1863 begab er sich nach dort und bewog den Sultan, einen Ferman zur Sicherung der Juden wie auch der Christen zu erlassen. 1866 ging M. zum sechstenmal nach Palästina, um den von Cholera und Heuschrecken heimgesuchten Israeliten daselbst Hilfe zu bringen. 1867 nahmen vor allem die Judenverfolgungen in Rumänien Montefiores Tätigkeit in Anspruch. Er begab sich nach Bukarest und sah auch hier wieder seine Bemühungen mit Erfolg gekrönt. 1874 trat er von der längere Zeit geführten Präsidentschaft des Deputiertenkollegiums der britischen Juden zurück. 1875 besuchte er zum siebentenmal Palästina. Vgl. »The diaries of Sir Moses M. and Lady M., 1812–1883« (hrsg. von Löwe, Lond. 1890, 2 Bde.); Lucien Wolf, Sir Moses M., centennial biography (das. 1884); Fiebermann, Sir Moses M., ein Lebensbild (Frankf. a. M. 1884) und die kleinere Biographie von J. Weston (Lond. 1885).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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