- Militärische Ausrüstung
Militärische Ausrüstung, die zur kriegsmäßigen Ausstattung des Soldaten gehörenden Gegenstände. Die Normen für ihre Zusammenstellung geben die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers und die Notwendigkeit, den Soldaten bei Ausübung seines Berufs von äußern Zufälligkeiten möglichst unabhängig zu machen. Er führt deshalb außer Waffen und Munition noch Bekleidungsstücke, Putz- und Waschzeug und Verpflegung für einige Tage sowie eventuell ein Stück tragbares Schanzzeug mit sich. Die frühere Ansicht, daß der Mann dauernd nur ein Drittel des Körpergewichts tragen könne, ist durch die Tatsachen widerlegt: es wird tatsächlich ohne Schaden für die Gesundheit dauernd viel mehr getragen. Die Belastung des Infanteristen beträgt in den verschiedenen Armeen durchschnittlich 30 kg. Die äußerste Grenze der Belastung dürfte aber jedenfalls noch unter der Hälfte des Körpergewichts liegen. Erleichterungen werden von allen Armeeverwaltungen dauernd angestrebt und durch Beseitigung unnötiger Teile (Metallbeschläge etc.), Verwendung von Aluminium etc. wohl erreichbar sein. Wichtig ist die Art der Tragweise: da dem theoretisch richtigen Satze, daß eine Last um so leichter getragen wird, je näher sie dem Schwerpunkte des Körpers liegt, praktisch nur mangelhaft entsprochen werden kann, so kommt es auf Ausnutzung zum Tragen geeigneter Körperteile (Rücken, Hüften) und möglichst gleichmäßige Verteilung der Last um den Körperschwerpunkt herum (Gegengewicht der vordern Patrontaschen gegen den Tornister) an. Die Tätigkeit der Organe des Körpers darf nicht wesentlich durch die Last beeinträchtigt werden, da sonst Gesundheitsstörungen (Hitzschlag) eintreten. Vor allem müssen die Arbeit von Lunge und Herz, die Freiheit der Gliederbewegung, die Tätigkeit der Schlagadern und der Stoffwechsel durch die Haut tunlichst frei vor sich gehen können. Die modernen Ausrüstungen aller großen Armeen tragen diesen Anforderungen Rechnung, wobei als selbstverständliche Vorbedingung gilt, daß die Ausrüstung den Mann bei keiner Gelegenheit am freien Gebrauch der Waffe hindern darf. Außer in Deutschland und Österreich ist man besonders in Frankreich bemüht, die Belastung des Mannes zu verringern, ihn aber trotzdem möglichst reich an Munition und Gebrauchsgegenständen auszustatten. S. auch Rucksack.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.