- Mespĭlus
Mespĭlus L. (Mispel), Gattung der Rosazeen, meist dornige Sträucher oder kleine Bäume mit einfachen, oft eingeschnittenen, gelappten Blättern, einzelnen oder zu wenige u' endständigen oder häufiger in reichblütigen Ebensträußen stehenden Blüten und mehliger Frucht, welche die steinhart gewordenen Fruchtblätter einschließt. 30–40 meist formenreiche Arten in der nördlichen gemäßigten Zone und bis in das mexikanische Hochland. Die gemeine Mispel (M. germanica L., Nespel, Aspele, Hespel; s. Abblidung), ein 3–6 m hoher Strauch mit meist dornigen Ästen (kultiviert als Baum ohne Dornen) und in der Jugend filzigen Zweigen, sehr kurz gestielten, länglich-lanzettlichen, ganzrandigen oder vorn gezähnelten, oberseits flaumhaarigen, unterseits filzigen Blättern, endständigen, einzelnen, großen Blüten und kreiselförmiger, grünlich gelbbrauner Frucht, die von einer großen, scheibenförmigen, von den bleibenden, eingeschlagenen Kelchzipfeln umgebenen Fruchtnarbe gekrönt ist und 2–5 Steine enthält. Die Mispel stammt aus dem Orient, kam aber sehr früh nach Europa, findet sich in unsern Wäldern verwildert (im Süden und Westen Europas stellenweise wild?) und wird namentlich in Frankreich und Italien, auch in Mittel- und Süddeutschland in mehreren Varietäten kultiviert. Die Früchte (kurzgestielte Apfelmispeln und lang gestielte Birnmispeln) sind bei der Reise sehr herb, werden aber schmackhaft, wenn sie einige Zeit gelegen haben und teigig geworden sind. Das sehr zähe Holz des Stammes ist zu Drechslerarbeiten tauglich. M. (Crataegus) crus galli L. (gemeiner Hahndorn), 2–6 m hoher Strauch mit langen Dornen, ei-keilförmigen, gesägten, lederartigen, oben glänzend grünen Blättern, rispenförmigen oder einfachen Doldentrauben und kugelrunden, harten, ziegelroten Früchten, in Nordamerika. Diese wie noch andre Arten werden gleichfalls als Ziersträucher kultiviert und durch Pfropfen auf unsre heimischen Weißdorne vermehrt. M. (Crataegus) Azarolus L. (Azarolbaum, Azarolbirne, welsche Mispel), 4–8 m hoher, dorniger Strauch aus dem Orient und vielleicht auch aus Nordafrika, in Südeuropa meist als kleiner Baum viel kultiviert und verwildert, hat häufig büschelförmig stehende, keilförmige, an der Spitze drei- oder fünfteilige Blätter, dichte, wollig behaarte Blütenstände und runde Früchte mit zurückgeschlagenen Kelchabschnitten. Die wilde Form mit kleinen Früchten, Aronia, hält bei uns aus; die Kulturform mit großen roten oder gelben, wohlschmeckenden Früchten von 3–4 cm Durchmesser gedeiht nur in Italien und Südfrankreich. M. (Crataegus) Oxyacantha L. (gemeiner Weißdorn, Hagedorn, Mehlbeerbaum, Christdorn), ein dichter, 2–5 m hoher, dorniger Strauch mit eiförmigen, flach drei- bis fünflappigen, gesägten, kahlen Blättern, weißen Blüten und rundlichen roten Früchten (Mehlfäßchen), wächst wild in Laubwäldern Europas, besonders der Gebirgsgegenden, wird kultiviert in Zäunen, Garten- und Parkanlagen und gedeiht in jeder Lage und Bodenart.
Der Same, im Herbst gesät, geht erst im zweiten Frühling auf. Eine Form mit gefüllten weißen oder roten Blüten von rosenartigem Bau ist ein prachtvoller Zierstrauch. Das Holz ist äußerst hart und eignet sich vorzüglich zu Zähnen für Kammräder, für Drechslerarbeiten, Beilstiele, Dreschflegel, Nägel etc. Aus den jungen, geraden Ruten fertigt man Spazierstöcke, die in heißem Kalk hellbraun gebeizt werden. Die Reiser werden in den Gradierhäusern benutzt. Vor der Anpflanzung von Weißdornhecken ist zu warnen, weil sie Brutstätten schädlicher Insekten sind, die von ihnen auf Obstbäume übergehen. M. (Crataegus) monogyna Jacq. dem vorigen sehr ähnlich, blüht 14 Tage später, ist äußerst veränderlich, durch ganz Europa verbreitet, wird bei uns am häufigsten in Hecken und Gärten in vielen Varietäten mit weißen und roten, auch gefüllten Blüten und panaschierten Blättern kultiviert. M. (Crataegus) sanguinea Poll. (Blutdorn), aus Sibirien und Nordchina, hat eirunde, mit einer Spitze versehene, oberflächlich siebenlappige, scharf gesägte, bewimperte Blätter und weiche blutrote, frühreife Früchte. Vgl. Görner, Der Weißdornzaun von Crataegus monogyna (3. Aufl., Berl. 1838); Keller, Der Weißdornzaun (Weim. 1885).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.