Manitoba

Manitoba

Manitoba, Provinz Kanadas (s. Karte bei Artikel »Kanada«), zwischen 49–52°50' nördl. Br. und 95–101°20' westl. L., begrenzt von den Provinzen Ontario (im SO.) u. Saskatchewan (im W.), dem Distrikt Keewatin (im NO.) und den Vereinigten Staaten (Norddakota u. Minnesota, im S.), 165,925 qkm groß. Den zentralen Hauptteil des Landes bildet der 200 m ü. M. gelegene, außerordentlich fruchtbare Flachboden eines quartären Sees (des Lake Agassiz), von dem der Winnipegsee, der Winnipegosissee und der Manitobasee (s. d.) die Überreste sind. Über ihm liegt im W., jenseit des aus altem Gletscherschutt gebildeten Walles des Riding Mountain (600 m), Duck Mountain (780 m) und Porcupine Mountain (750 m), die 400–600 m hohe Prärietafel, im allgemeinen gut begraft und in weitem Umfang anbaufähig. Der Osten ist felsiges Waldland. Den Süden durchströmt der schiffbare Red River, der von links durch den Assiniboine verstärkt wird und in den Winnigpegsee mündet, den Südosten der schnellenreiche Winnipeg River, aus dem Lake of the Woods. Das Klima ist ausgeprägt kontinental, mit sehr strengen Wintern (Winnipeg bis -47,5°) und heißen Sommern (Winnipeg bis 38°). Verheerende Frühjahrsfröste treten noch nach Mitte Mai, harte Herbstfröste (-12°) vor Ende September auf. Die jährliche Regenhöhe von Winnipeg beträgt 525 mm. Die Winter sind zwar schneearm, aber nicht ohne furchtbare Schneestürme (»Blizzards«). Haupthilfsquellen des Landes bilden Ackerbau und Viehzucht, wobei freilich die Jahreserträge entsprechend den Wechselfällen des Klimas starken Schwankungen unterliegen. Einen besonders hohen Aufschwung nahm der Weizenbau, der 1883 von 140,000 Hektar 2,1 Mill. hl, 1902 aber von 0,8 Mill. Hektar 15,1 Mill. hl (1903 nur 11,4 Mill., 1900 nur 3,7 Mill.) ergab; demnächst der Haferbau (1902 von 290,000 Hektar 10 Mill. hl) und der Gerstenbau (1902 von 132,000 Hektar 3,1 Mill. hl). Kartoffeln erntete man 1903: 1,4 Mill. hl, andre Wurzelfrüchte 1 Mill. bl, Flachssaat 170,000 hl, Erbsen 12,000 hl. Pferde gab es 1901: 163,867, Rinder 349,886 (wovon 141,481 Milchkühe), Schafe 29,464, Schweine 126,459. Auch die Fischerei ist umfangreich. Die Braunkohlenfelder des Staates, am Souris und Assiniboine, die 39,000 qkm einnehmen sollen, lieferten 1903 rund 0,6 Mill. Ton. Brennstoff. Brauneisenstein findet sich am Winnipegsee, Salz am Winnipegosissee, Gips nordöstlich vom Manitobasee. Von Gewerbszweigen ist die Müllerei am besten entwickelt. Der Handel, insbes. der bedeutende Getreideversand, den zahlreiche große Elevatoren entlang den verschiedenen Zweiglinien der Kanadischen Pacificbahn vermitteln, konzentriert sich in Winnipeg (s. d.). Die Bevölkerung betrug 1881 nur 66,954 Seelen, 1901 aber 255,211. 138,332 waren 1901 männlich, 116,615 weiblich, 180,859 in Kanada geboren, 20,036 in England, 8854 in Rußland, 8099 in Schottland, 6922 in den Vereinigten Staaten, 4553 in Schottland, 2285 in Deutschland, 2090 in Skandinavien, 1470 in Frankreich; englischer Abkunft waren aber 64,509, schottischer 51,355, irischer 47,409, deutscher 27,346, französischer 16,040, isländischer 8271, schwedischer 2005. Indianer, die meist in besondern Reservationen leben, zahlte man 1901 nur noch 5906, Indianermischlinge (half breed) 10,371, Besucher der 57 Indianerschulen 1836. Dem Bekenntnis nach waren 65,348 Methodisten, 49,936 Baptisten, 44,922 Anglikaner, 35,672 Katholiken, 16,542 Lutheraner. Analphabeten gab es 1901: 67,833, das sind 26,58 Proz., Schulen 1903. 1584 mit 2094 Lehrern und 57,409 eingetragenen Schulbesuchern; höhere Schulen 4 (darunter ein Lehrerseminar in Winnipeg). Die Verwaltung besorgen ein Statthalter (Lieutenant Governor) mit einem verantwortlichen Ministerium (Executive Council) und einer Kammer (Legislature) aus 40 Mitgliedern. In den Senat von Kanada sendet M. 4, in das Haus der Gemeinen 10 Mitglieder. Die Einkünfte der Provinz betrugen 1903: 1,352,219, die Ausgaben 1,262,292, die Schuld 19,460,962, die Guthaben 19,849,641 Doll. Hauptstadt ist Winnipeg (s. d.). – M. wurde zuerst von dem Grafen Selkirk besiedelt, der schottische Kolonisten heranzog. Die Kolonie gelangte aber bei der geringen Gunst, deren sie sich von seiten der Hudsonbaikompanie erfreute, zu keiner Glüte. Erst als M. 1870 als selbständige Provinz der Dominion of Canada einverleibt wurde (was die französischen Kanadier, die eine Einschränkung ihrer »Freiheiten« befürchteten, zu einem von Sir Garnet Wolseley ohne Blutvergießen unterdrückten Aufstand verleitete), besserten sich die Verhältnisse. Vgl. Bryce, M., its infancy, growth and present condition (Lond. 1882); Legge, Sunny M., its peoples and its in dustries (New York 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Manitoba — Wappen Flagge (Details) (Details) …   Deutsch Wikipedia

  • MANITOBA — MANITOBA, midcontinent province of Canada, bordering on North Dakota and Minnesota to the south, Ontario to the east, and Saskatchewan to the west. In 1877 the first known Jewish residents of Manitoba were Reuben Goldstein, a peddler, and Edmond… …   Encyclopedia of Judaism

  • Manitoba — • History of the Canadian province Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Manitoba     Manitoba     † …   Catholic encyclopedia

  • Manitoba —   [englisch mænɪ təʊbə], die östlichste der Prärieprovinzen Kanadas, 647 797 km2 (davon 101 590 km2 Seen). Von den (1999) 1,14 Mio. Einwohnern leben fast 60 % im Ballungsraum der Hauptstadt Winnipeg. Der größere Teil der Provinz, v. a. der Norden …   Universal-Lexikon

  • manitoba — prov. du Canada central, sur la baie d Hudson; 650 086 km²; 1 091 900 hab. (53 000 francophones); cap. Winnipeg. Au S. s étend la Prairie (blé, orge, avoine, élevage), au centre et au N. le Bouclier canadien, couvert de forêts (conifères). Le… …   Encyclopédie Universelle

  • Manitoba — er en canadisk provins beliggende i Vestcanada. Vigtige byer er blandt andre hovedstaden Winnipeg, og Churchill ved Hudson Bugten. Manitoba har cirka 1.150.000 (2001) indbyggere, dækker 647.797 km² og er således den sjettestørste af de ti… …   Danske encyklopædi

  • Manitoba — [man΄ə tō′bə] [Cree manitoowapaaw, the narrows (of Lake Manitoba), lit., god narrows] 1. province of SC Canada: 250,946 sq mi (649,947 sq km); pop. 1,114,000; cap. Winnipeg: abbrev. MB or Man 2. Lake lake in S Manitoba: 1,817 sq mi (4,706 sq km)… …   English World dictionary

  • Manitobá — Manitobá, kanad. Provinz, 191.000 qkm, (1901) 254.947 E.; Flüsse: Red River und Assiniboine; Seen: Winnipeg, M. (400 km lg.), Winnipegosis, Wäldersee; fruchtbarer Boden; ausgedehnte Indianerreservationen; Hauptstadt Winnipeg; 1870 organisiert …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Manitoba — Canadian province, named for the lake, which was named for an island in the lake; from Algonquian manitou great spirit …   Etymology dictionary

  • Manitoba — This article is about the Canadian province. For other uses, see Manitoba (disambiguation). Manitoba …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”