Mandingo

Mandingo

Mandingo (Mandinka, Mallinke), sehr verbreitetes Negervolk im südlichen französischen Senegal zwischen 9° westl. und 1° östl. L. Die vorwaltende Farbe der M. ist dunkelbraun, die Gesichtsbildung negerartig, die Gestalt hoch und schlank; das stark gekräuselte Haar wird bis 1/2 m lang; der Bart, weder lang noch dicht, ist am Kinn gut entwickelt. Die M., ursprünglich in Innerafrika seßhaft und später nach Futa Dschallon gezogen, waren vor den Eroberungen der mohammedanischen Fulbe das mächtigste Volk Westafrikas. Nach arabischen Nachrichten hatten schon im 12 Jahrh. die M. zum Teil sich dem Islam zugewandt, traten erobernd im O. von Ghanata auf und gründeten um 1200 das große Reich von Melle, das 100 Jahre später Ghanata, Timbuktu und das Gebiet der Sonrhay umfaßte. Die M. (auch ihre Sprache) gewannen große Verbreitung unter den Stämmen des westlichen Afrika. Die Mandinkasprache bildet zusammen mit den Nachbarsprachen Bambara, Bei und Susu die Familie der Mandesprachen, die von Steinthal (»Die Mandenegersprachen«, Berl. 1867) grammatisch, von Schön (»Vocabulary of the Mende language«, Lond. 1884) lexikalisch dargestellt worden sind; vgl. auch Rambaud, La langue Mandé (Par. 1897). Nach Lepsius steht diese Sprachfamilie in einem entfernten Verwandtschaftsverhältnis zu den Bantusprachen Südafrikas (s. Bantu). Nach 1433 ging das Reich der M., durch Eifersüchteleien der Provinzialstatthalter und räuberische Tuareg geschwächt, in Trümmer. Darauf drangen die M. nach Senegambien vor und unterwarfen die Soninke oder Sarrakolet.;Mit ihnen vermischten sie sich völlig, ähnlich auch mit den Bambara, die Kaarta und Segu, und den Susu, welche die ehemalige französische Kolonie Rivières-du-Sud bewohnen. Jetzt sitzen die M. gruppenweise am obern Senegal und am Faleme (linker Nebenfluß) und ziehen sich von Bakel und Bafulabe bis zum obern Niger hin, ferner im Hinterland von Liberia (Hauptort Musardu) sowie in den Niederungen des Casamanze und Gambia. Sie sind heute die Hauptvermittler des Handels im Nordwestsudân, von Timbuktu bis Sierra Leone, Großbassam und an den Golf von Benin (die Soninke liegen dem Kleinhandel ob), verstehen Eisen und Gold zu gewinnen, sind auch Ackerbauer, Schmiede und Viehzüchter. Fremde Sprachen lernen sie sehr schnell. Barth schätzte ihre Zahl auf 6–8 Millionen, Lasnet (1900) mit den Sarrakolet und Chassonken für das französische Gebiet auf 70,000. Vgl. P. C. Meyer, Erforschungsgeschichte u. Staatenbildungen des Westsudân (Ergänzungsheft 121 zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1897); Lasnet, Chevalier, Cligny und Rambaud, Une mission au Senegal (Par. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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