- Mailáth
Mailáth (Majláth), 1) Georg von, ungar. Staatsmann, geb. 22. April 1786 zu Zavar im Preßburger Komitat, gest. 11. April 1861 in Wien, wurde schon 1811 Mitglied des Reichstags, 1817 Vizegespan des Preßburger Komitats, 1821 Statthaltereirat, 1822 Protonotar der königlichen Tafel, 1825 Personalis regius und zugleich Präsident der Ständetafel. 1832–39 wirkte er in gemäßigt konstitutioneller Richtung als Staatsrat in Wien und ward im April 1839 zum Judex curiae von Ungarn, 1848 zum Präsidenten des Oberhauses der Pester Nationalversammlung ernannt, legte diese Stelle aber bald nieder und lebte fortan nur seinen Studien.
2) Johann, Graf, österreich. Geschichtschreiber und Dichter, Verwandter des vorigen, geb. 3. Okt. 1786 in Pest, gest. 3. Jan. 1855, Sohn des Grafen Joseph M., k. k. Staats- und Konferenzministers (geb. 1735, gest. 1810), studierte Philosophie und die Rechte, trat dann in den Staatsdienst, den er aber wegen eines Augenübels verlassen mußte. Wiederhergestellt, widmete er sich in Wien, dann in München literarischen Beschäftigungen und ertränkte sich mit seiner Tochter 1855 aus Nahrungssorgen im Starnberger See. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Kalocsaer Kodex altdeutscher Gedichte« (mit Köfsinger, Pest 1818); »Auserlesene altdeutsche Gedichte, neudeutsch umgearbeitet« (Stuttg. 1819); »Gedichte« (Wien 1824); »Magyarische Sagen, Märchen und Erzählungen« (Brünn 1825; 2. Aufl., Stuttg. 1837); »Magyarische Gedichte, ins Deutsche übersetzt« (Stuttg. 1825); »Geschichte der Magyaren« (Wien 1828–31, 5 Bde.; 2. Aufl., Regensb. 1852 bis 1853, 3 Bde.; dazu: »Neuere Geschichte der Magyaren«, 1853, 2 Bde.); »Der ungrische Reichstag im J. 1830« (Pest 1831); »Geschichte der Stadt Wien« (Wien 1832); »Das ungrische Urbarialsystem« (Pest 1838); »Die Religionswirren in Ungarn« (Regensb. 1845, 2 Bde.; Nachträge 1846). Sein Hauptwerk ist die »Geschichte des österreichischen Kaiserstaats« (Hamb. 1834–50, 5 Bde.).
3) Georg von, ungar. Politiker, Sohn von M. 1), geb. 3. Dez. 1818 in Preßburg, gest. 29. März 1883, begann seine amtliche Karriere im Dienste des Baranyaer Komitats, von dem er 1839 und 1843 zum Deputierten gewählt wurde. Nach dem Landtag 1843 Administrator, seit 1848 Obergespan des genannten Komitats, zog er sich im Laufe der Revolution ins Privatleben zurück, betrat aber später wieder die politische Laufbahn, indem er 1861 kurze Zeit als Vertreter konservativer Anschauungen am verstärkten Reichsrat hervorragenden Anteil nahm, und wirkte, 1865 zum ungarischen Hofkanzler ernannt, für Herstellung der ungarischen Verfassung, wie er auch zum Sturz des zentralistischen Ministeriums Schmerling beitrug. Er wurde später zum Judex curiae ernannt, war Präsident der Magnatentafel und ward 1883 in seinem Ofener Palais von Raubmördern grausam umgebracht. Vgl. Szécsen, Denkrede auf Georg von M. (Budapest 1884).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.