Lissa [1]

Lissa [1]

Lissa (serbokroat. Vis, bei den Römern Issa), dalmatin. Insel, zur Bezirksh. Lesina gehörig, südwestlich von der Insel Lesina gelegen, 85 qkm groß, ist bergig (Hum 592 m), erzeugt vortrefflichen Wein und gutes Öl, hat zwei Grotten, ausgelassene Festungswerke und (1900) 9914 serbokroat. Einwohner. Hauptort ist der Marktflecken L., an einer Bucht der Nordküste gelegen, Sitz eines Bezirksgerichts, mit gutem Hafen, in den 1903: 846 beladene Schiffe von 162,028 Ton. einliefen, Fischerei, Sardinenfabrik und (1900) 5257 Einw. An der Westküste liegt Comisa, mit Sardellenfischerei, Erzeugung von Fischkonserven und 4657 Einw. S. Karte »Bosnien«. – Im englisch-französischen Kriege wurde L. von den Franzosen besetzt, 1810 aber von den Engländern erobert, die bis 1815 im Besitz der Insel blieben, worauf sie an Dalmatien unter österreichischer Herrschaft fiel. Am 20. Juli 1866 fand hier eine Seeschlacht zwischen der österreichischen und der überlegenen italienischen Flotte statt. Gedrängt von der öffentlichen Meinung, hatte das italienische Ministerium dem Admiral Persano einen Handstreich auf L. befohlen. Am 16. Juli lief die Flotte, 23 Schiffe, darunter 11 gepanzerte, von Ancona aus und bekam am 18. L. in Sicht. Ein erster Angriff auf San Giorgio mißlang, ein Landungsversuch am 19. wurde von der österreichischen Artillerie vereitelt, und am 20. hatte Persano eben einen dritten Angriff befohlen, als 10 Uhr vormittags die österreichische Flotte unter Admiral Tegetthoff, die auf die Nachricht vom Anschlag auf L. von Pola ausgelaufen und bisher vom Nebel verdeckt herangekommen war, in nächster Nähe in Sicht gemeldet wurde. Diese, in drei Treffen geteilt, in erster Linie 7 Panzerfregatten, in zweiter 7 Holzschiffe (Linienschiff Kaiser, 5 Fregatten, eine Korvette), in dritter 10 Kanonenboote und Schoner, fuhr mit voller Dampfkraft auf die italienische Flotte los, die mittlerweile um 11 Schiffe, darunter ein gepanzertes, verstärkt worden war. Von dieser waren 9 Panzerschiffe kampfbereit, die Persano so ordnete, daß 3 das erste Treffen, 4, darunter das Admiralschiff Re d'Italia, das aber der Admiral während der Bewegung verließ, um sich auf das Turmschiff Affondatore zu begeben, das Zentrum, 2, zu denen nachher noch ein zehntes Panzerschiff (Varese) kam, die Nachhut bildeten. Die Italiener begannen das Feuer, aber die österreichische Flotte drängte sich zwischen Spitze und Zentrum des Gegners, und es begann ein furchtbarer Kampf Schiff an Schiff. Tegetthoff zeigte sich im Manövrieren überlegen. Allerdings mußte der »Kaiser« nach heldenmütigem Kampf mit drei Panzerschiffen in San Giorgio Schutz suchen; aber mit seinem Admiralschiff, der Panzerfregatte Ferdinand Max, die der Kapitän v. Sterneck befehligte, bohrte Tegetthoff mit Einem Stoß den Re d'Italia in den Grund. Die italienische Holzflotte unter Vizeadmiral Albini kam der Panzerflotte nicht zu Hilfe, diese mußte den Kampf aufgeben und sammelte sich westlich von der Insel, nachdem noch der Palestro mit seiner ganzen Bemannung, die ihn nicht verlassen wollte, um 21/2 Uhr nachmittags in die Luft geflogen war. Am Abend kehrte Persano nach Ancona zurück. Er hatte zwei Schiffe verloren, und zwei waren kampfunfähig geworden. Sein Verlust betrug ungefähr 630 Mann, darunter 43 Offiziere, die Österreicher hatten 38 Tote und 138 Verwundete. Persano wurde angeklagt und vom Senat 15. April 1867 zur Amtsentsetzung verurteilt. Ein DenkmalLöwe von L.«) am Friedhof erinnert an die Schlacht. Vgl. den Prozeß Persano im »Neuen Pitaval«, neue Serie, Bd. 3 (Leipz. 1867); »Die Operationen der österreichischen Marine während des Kriegs von 1866« (Wien 1866); »Der Kampf auf dem Adriatischen Meer 1866« (das. 1869); Friedjung, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859–1866, Bd. 2 (6. Aufl., Stuttg. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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