- Ling [3]
Ling, Pehr Henrik, schwed. Dichter und Begründer der schwedischen Gymnastik, geb. 15. Nov. 1776 zu Ljunga in Småland, gest. 3. Mai 1839 in Stockholm, ward nach wechselvollem Leben 1805 Fechtmeister an der Universität in Lund, 1813 Vorsteher des auf seine Anregung gegründeten gymnastischen Zentralinstituts in Stockholm. Lings Ideal war die physische und geistige Regeneration seiner Landsleute; das Mittel zu ihr fand er teils in Belebung der Erinnerung an die nordische Vorzeit mit ihren kräftigen und gefunden Sitten, teils in der Gymnastik, die er, ausgehend von naturphilosophischen Spekulationen und haltlosen anatomischen Anschauungen, zu einem künstlichen System entwickelte, in dem er pädagogische, militärische, medizinische und ästhetische Gymnastik unterschied. Sie hat sich nur als Heilgymnastik (s. d.) dauernd lebensfähig erwiesen und auch außer Schweden die Gründung heilgymnastischer Anstalten hervorgerufen. Über Rothsteins Versuch, Lings System durch die preußische Zentralturnanstalt in Deutschland einzuführen, s. d. und Turnkunst. Lings Werk »Die allgemeinen Gründe der Gymnastik« erschien schwedisch erst nach seinem Tode (Upsala 1840); von seinen »Schriften über Leibesübungen« gab Maßmann eine deutsche Übersetzung (Magdeb. 1847). Als Dichter war L. entschieden Lyriker und hat auf diesem Gebiet manches Vortreffliche geleistet. Dagegen machen seine zahlreichen Dramen wie auch seine Epen: »Gylfe« (Stockh. 1812) und »Asarne« (das. 1816–26, 2 Bde.), durch die er die alte Götter- und Heldenwelt zur Anschauung bringen wollte, trotz Reichtums an einzelnen poetischen Schönheiten im ganzen einen unbefriedigenden Eindruck. Eine Sammlung seiner Schriften erschien in Stockholm (»Samlade skrifter«, 1866). Vgl. Rothstein, Gedenkrede auf P. H. L. (a. d. Schwed., Berl. 1861). – Auch Lings Sohn Hjalmar L. (geb. 1820, gest. 1886) war Lehrer am gymnastischen Zentralinstitut (184182) und Verfasser von gymnastischen Schriften.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.