Maßmann

Maßmann

Maßmann, Hans Ferdinand, Forscher auf dem Gebiete der altdeutschen Sprache und Literatur und Förderer der Turnkunst, geb. 15. Aug. 1797 in Berlin, gest. 3. Aug. 1874 in Muskau, begann in seiner Vaterstadt 1814 das Studium der Theologie, trat 1815 unter die freiwilligen Jäger und setzte nach seiner Rückkehr aus Frankreich im Herbst seine Studien in Berlin, dann in Jena fort, wo er der Burschenschaft angehörte. Bei dem Wartburgfest (s. d.), das er auch in einer Schrift schilderte, war er besonders tätig Deswegen besonders wurde er später in die Untersuchungen wegen demagogischer Umtriebe verwickelt. In den folgenden Jahren lebte er in Breslau, Halle, Magdeburg, Erlangen, Nürnberg und Berlin, teils an Turnanstalten und Schulen tätig, teils mit naturwissenschaftlichen und altdeutschen Studien beschäftigt. 1827 nach München berufen, wirkte er dort als Turnlehrer beim Kadettenkorps und als Leiter der 1828 eröffneten königlichen öffentlichen Turnanstalt, später auch als Professor der altdeutschen Literatur, Ministerialreferent für Schulwesen und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. 1843 ward er nach Berlin berufen, um die Einrichtung des allgemeinen Turnunterrichts im preußischen Staat auszuführen, und erhielt 1846 zugleich eine Professur der altdeutschen Sprache und Literatur an der dortigen Universität. Die Ausführung seines turnerischen Auftrags scheiterte hauptsächlich deswegen, weil M., ohne die Macht von Jahns Persönlichkeit zu besitzen und ohne die ganz verschiedenen Verhältnisse zu berücksichtigen, doch das Turnen in dem Massenbetrieb zu erwecken hoffte, wie er es aus der Zeit der Befreiungskriege unter Jahn kannte. Er wurde 1851 zur Disposition gestellt, lebte seitdem in Berlin und starb in Muskau, wo seit 1877 ein von seiten der Turngenossen errichtetes Denkmal sein Grab schmückt. Von seinen turnerischen Schriften ist hervorzuheben: »Altes und Neues vom Turnen« (Berl. 1849, 2 Hefte); auch dichtete er unter anderm das Lied: »Ich hab' mich ergeben«. Seine sonstigen zahlreichen Publikationen bestehen zunächst in Ausgaben älterer deutscher Sprachdenkmäler, wovon wir nennen: »Deutsche Gedichte des 12. Jahrhunderts« (Quedlinb. 1837–42, 2 Bde.); »Die deutschen Abschwörungs-, Beicht-, Buß- und Betformeln des 8. bis 13. Jahrhunderts« (das. 1839); »St. Alexius' Leben« (das. 1843); »Tristan« von Gottfried von Straßburg (Stuttg. 1843); »Kaiserchronik« (Quedlinb. 1849–53, 3 Bde.) etc. Um das Gotische machte er sich durch die Ausgabe der »Auslegung des Evangeliums Johannis« (Münch. 1834), der »Gotischen Urkunden von Neapel und Arezzo« (Wien 1838) und der Schriften des Ulfilas (Stuttg. 1855–56, 2 Bde.), um das Althochdeutsche durch seine »Erläuterungen zum Wessobrunner Gebet des 8. Jahrhunderts« (Berl. 1824), die Herausgabe der »Fragmenta theotisca« (Wien 1841) und die eines »Index« zu Graffs »Althochdeutschem Sprachschatz« (Berl. 1846) verdient. Einen schätzbaren Beitrag zur römischen Epigraphik lieferte er im »Libellus aurarius« (Leipz. 1841). Ausgezeichnet durch einen reichen Kommentar ist seine Ausgabe der »Germania« des Tacitus (Quedlinb. 1847). Ferner veröffentlichte er: »Geschichte des mittelalterlichen Schachspiels« (Quedlinb. 1839); »Literatur der Totentänze« (Leipz. 1840); »Der Egerstein in Westfalen« (Weim. 1846); »Die Baseler Totentänze« (Stuttg. 1847) u. a. Vgl. Euler und Hartstein, H. F. M. Sein Leben, seine Turn- und Vaterlandslieder (Berl. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maßmann — ist der Name folgender Personen: Hans Ferdinand Maßmann (1797–1874), deutscher Germanist und Sportpädagoge Karl Maßmann (1889–1956), deutscher Bankdirektor Magnus Maßmann (1835–1915), Bürgermeister der Hansestadt Rostock Wilhelm Maßmann… …   Deutsch Wikipedia

  • Maßmann — Maßmann, Hans Ferdinand, geb. 1797, in Berlin, studirte daselbst Theologie, wurde 18.15 freiwilliger Jäger u. setzte dann seine Studien in Berlin u. Jena fort, u. war bei der Bücherverbrennungsceremonie bei der Wartburgsfeier thätig; wurde… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Maßmann — Maßmann, Hans Ferd., Germanist, Mitbegründer des Turnwesens, geb. 15. Aug. 1797 zu Berlin, 1826 Lehrer der Turnkunst und 1829 Prof. der deutschen Sprache zu München, seit 1842 zu Berlin, gest. 3. Aug. 1874 zu Muskau; veröffentlichte zahlreiche… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Maßmann — Maßmann, Hans Ferdinand, verdienter Germanist u. ein Hauptpfleger der Turnkunst, geb. 1797 zu Berlin, anfangs Gymnasiallehrer, durch Jahn auf das Turnen, durch den Orientalisten E. F. Bopp (s.d.) auf Sprachforschung gelenkt, wurde 1826 Turnlehrer …   Herders Conversations-Lexikon

  • Maßmann — aus einer Erweiterung von Mass, Maß mit dem Suffix mann hervorgegangener Familienname …   Wörterbuch der deutschen familiennamen

  • Hans Ferdinand Maßmann — (* 15. August 1797 in Berlin; † 3. August 1874 in Muskau in der Lausitz) war ein mediävistischer Philologe, der in München einen der ersten Lehrstühle für Germanistik innehatte. Auch als Aktivist …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Maßmann — Hans Ferdinand Maßmann Hans Ferdinand Maßmann (* 15. August 1797 in Berlin; † 3. August 1874 in Muskau in der Lausitz) war ein deutscher Germanist, Lehrer, Sportpädagoge und Dichter …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Maßmann (Schachsammler) — Dr. Wilhelm Maßmann Wilhelm Karl Heinrich Maßmann (* 6. Juli 1895 in Preetz; † 17. Dezember 1974 in Kiel) war ein deutscher Schachsammler und Schachkomponist. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Magnus Maßmann — Christian Magnus Maßmann Christian Magnus Maßmann (* 22. Oktober 1835 in Rostock; † 20. September 1915 ebenda), war ein deutscher Rechtsanwalt und 1889 bis 1914 Bürgermeister der Hansestadt Rostock. Leben Magnus Maßmann war d …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Maßmann (Richter) — Wilhelm Maßmann (* 15. September 1837 in Wismar; † 30. Juli 1916 in Leipzig; vollständiger Name: Leberecht Fürchtegott Wilhelm Maßmann) war ein deutscher Jurist, Richter am Reichsoberhandelsgericht und Senatspräsident am Reichsgericht. Leben …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”