- Lindsay [2]
Lindsay (spr. linso), 1) Sir David, schott. Dichter, geb. 1490 auf einem der Güter seines Vaters, gest. 1555, kam früh an den Hof zu Edinburg, wurde Kammerherr und Freund von Jakob V., erhielt 1529 die Stelle des obersten Herolds oder »Wappenkönigs«, in welcher Eigenschaft er ein wertvolles Register des schottischen Adels zusammenstellte, und ging 1531 als Gesandter an den Hof Karls V. sowie 1548 nach Kopenhagen. Politisch ein Vorläufer der Reformation, ist er doch hauptsächlich literarisch bedeutsam. Sein erstes Gedicht: »The dreme«, schildert die verschiedenen Länder der Erde und schließlich sein geliebtes Schottland. Gegen die Verderbtheit der Höflinge und des Königs selbst richten sich die Satiren »Testament and complaint of our Lord's papyngo« (1530), »Flyting«, »Complaint of Bagsche, the kings old hound, to Bawtie, the king's best beloved dog« u.a. Sein Hauptwerk ist die »Satyre ot the three estates« (1540), bestehend aus acht Moral- und Zwischenspielen, welche die Schäden der adligen und kirchlichen Kreise scharf zur Anschauung bringen. In einem langen Gedicht: »The monarchy, a dialogue of the miserable state of the world« (1554), fußt er auf einer Schrift von Melanchthon. Sein Eifer gegen jegliche Korruption verleiht ihm und seinen Schriften Charakter; poetische Kunst besitzt er wenig. Seine Werke benutzt man am besten in der Gesamtausgabe von Laing (Edinb. 1879, 3 Bde., mit Biographie), mehrere sind auch in den Veröffentlichungen der »Early English Text Society« erschienen. Vgl. Aschenberg, Sir D. Lindsays Leben (Gladbach 1891); Kissel, Das Sprichwort bei L. (Nürnb. 1892).
2) David, Australienreisender, geb. 1857 in Goolwa am Murray, wurde Feldmesser in Südaustralien, leitete 1883 und 1885 erfolgreiche Expeditionen nach Zentralaustralien und 1891–92 eine von Thomas Elder in Adelaide ausgerüstete Expedition, die indes ihren Hauptzweck, die Durchquerung des zentralen Westaustralien, verfehlte. Über den Verlauf der Expedition veröffentlichte L.: »Journal of the Elder scientific exploring expedition« (Adelaide 1893).
3) Wallace Martin, Philolog, geb 12. Febr. 1858 in Fifeshire (Schottland), studierte in Edinburg, Glasgow und Oxford, war von 1882–99 Fellow und Tutor am Jesus College in Oxford und wurde 1899 als Professor der lateinischen Sprache an die Universität in St. Andrews in Schottland berufen. Er schrieb: »The Latin language« (Oxf. 1894; deutsch von Nohl, Leipz. 1897); »Short historical Latin grammar« (1895); »Introduction to Latin textual emendation« (Lond. 1897; franz. von Waltzing, Par. 1898); »Handbook of Latin inscriptions« (1898) und gab heraus: »The Codex Turnebi oi' Plautus« (Oxf. 1898), Plautus' »Captivi« (Lond. 1900) und »Plauti comoediae« (bis jetzt Bd. 1, Oxf. 1904; dazu »The ancient editions of Plautus«, das. 1904); den »Martial« (das. 1902; dazu, »The ancient editions of Martial«, das. 1903); den »Nonius« (Leipz. 1903, 3 Bde., vorbereitet durch »Nonius Marcellus' dictionary of republican Latin«, Orf. 1901).
4) Lord, Schriftsteller, s. Crawford and Balcarres.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.